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Kunst

Saturnaaaaalien
Saturnaaaaalien

Sina Dell’Anno

Oratio Soluta

Löwengleich ist Saturn in unser Denken eingegangen; als wilde Bestie der Revolution, im aufgerissenen Maul noch die Glieder eines halbverzehrten Kindes. Goyas Danton: das blutige Gesicht der unzähmbaren Angst, dass der menschliche Freiheitshunger außer Rand und Band geraten könnte. Im Aufreißen des Mauls kündigt sich ein aufbegehrender Appetit an. Diese Physiognomie der Revolution, bei Goya ins Fürchterliche gesteigert, begegnet uns bereits dort, wo Saturn noch nicht zur Fratze eines weltgeschichtlichen Ungeheuers erstarrt war, sondern als goldzeitalterliche Gottheit des Ackerbaus und Kulturstifter...
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Aktuelle Texte

Jean-Luc Nancy

Après les avant-gardes

Il me semble que le mot « avant-garde » a toujours été pour moi une espèce de souvenir. J’ai dû l’entendre autour de 1960, alors que le surréalisme ne se portait déjà plus très bien. Presque en même temps je découvrais Bataille et Artaud, que n’accompagnait aucune étiquette d’avant-garde. Mais c’est l’ensemble du climat de pensée qui se modifiait de manière profonde dans les après-coups de la guerre.

Les avant-gardes – ou du moins ce nom : il ne s’agit que de son usage – ont eu d’emblée pour moi un goût de passé. D’arrière-garde, en somme. Je ne plaisante pas : je pense que le soupçon porté sur la nature militaire de la métaphore était déjà présent dans le contexte où je découvrais le mot. Pourquoi fallait-il que l’art opère comme une armée ? Il y avait un doute. Ce n’était pas tant l’idée de la lutte ou du combat qui était préoccupante...

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Zur Praxis Harun Farockis
Zur Praxis Harun Farockis

Volker Pantenburg

Einfachheit ohne Vereinfachung

Berlin, Kantstraße 12a, Delphi Filmpalast, Februar 1982. Harun Farocki und Ronny Tanner haben einen Tisch und einen Stuhl im Foyer des Kinos aufgebaut. Ein Schild informiert: »Harun Farocki rührt die Werbetrommel für seinen Film Etwas wird sichtbar und somit an den Schlaf der Welt.« Der Raum ist gut gefüllt, Zuhörerinnen und Zuhörer bilden einen weitläufigen Kreis um die improvisierte Bühne. »Kommen Sie etwas näher«, fordert Farocki das Publikum auf, »wir bevorzugen die leisen Töne. Treten Sie etwas näher, bitte. – Meine...
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Aktuelle Texte

Sandra Frimmel

Warum soll das Kunst sein?

Ich hasse die Avantgarde. Wenn ein derart selbstironischer und selbstreflexiver Künstler wie Yuri Albert solch eine Aussage über Kunst trifft, dann sind Zweifel angebracht. Wie seine gesamte Serie Elitär-demokratische Kunst spielt auch dieser Werktitel bewusst mit einfachen Bejahungen und Verneinungen und rückt zugleich das Rezeptionsdilemma der Serie ins Bild: Ein (Groß-)Teil der künstlerisch vorgebildeten Betrachter sieht die Arbeiten in Stenografie als abstrakte Formen, ohne den Text zu verstehen, und nur die wenigen, die (russische) Stenografie lesen können, nehmen einen Text wahr, der für sie jedoch nicht zwangsläufig Kunst sein muss.

Ich hasse die Avantgarde entstand 2017 nach einer Skizze von 1987 als Reaktion auf eine veränderte Rezeptionssituation der nonkonformistischen Kunst. Mit Beginn der Perestroika konnte die inoffizielle Kunst, die bislang aus dem staatlichen Kunstbetrieb, d.h. aus der offiziellen Infrastruktur von Museen und Ausstellungsräumen sowie aus den Diskursen von Kunstwissenschaft und -kritik ausgeschlossen war, plötzlich in größeren, öffentlich zugänglichen Ausstellungen gezeigt werden....

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