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Literatur

Die Geheimnisvollste von allen
Die Geheimnisvollste von allen

Anna Kavan

Asylstück und andere Geschichten

"Du musst dir fest vornehmen, deine Pflicht uns gegenüber zu erfüllen", sagt mein Wohltäter. "Du musst dich anstrengen, die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren. Vor allem aber musst du Dankbarkeit gegenüber deiner Wohltäterin zeigen, dir ihre Vergebung verdienen und dich ihrer Großzügigkeit würdig erweisen." Und wo soll ich bei alledem ein wenig Wärme finden?", rufe ich verzweifelt. Wie unpassend diese Worte in diesen heiteren Mauern doch klingen, und wie verächtlich die anspruchsvollen Blumen ihre Köpfe schütteln. Ich weiß nun, dass ich meine...
  • Feminismus
  • Körper
  • Identität
  • Depression
  • Gender
Aktuelle Texte

Angelika Meier

Dreifaltigkeit meiner Zwirnspulenexistenz

In perfekt sitzender Uniform, die Hakenkreuzbinde frisch aufgebügelt, stehe ich in einer langen Schlange in einer amerikanischen Behörde, um einen Antrag auf einen total war zu stellen, doch nach stundenlangem Schlangestehen teilt mir der freundliche Sachbearbeiter mit, dass das application form for foreign aggressions im Saal nebenan zu erbitten sei. Da ich ein depressiver Faschist bin, lasse ich trotz meiner feschen braunen Uniform den Kopf immer recht schnell hängen und beschließe daher, für heute Schluss und lieber erst morgen den nächsten Versuch zu machen. Am nächsten Morgen stehe ich so auch tatsächlich wacker in der richtigen Schlange, habe dann aber nicht alle Papiere zusammen, um ordnungsgemäß einen total war zu beantragen. Neben der Geburtsurkunde (Original, keine Kopie!) fehlen mir zwei weitere Empfehlungsschreiben amerikanischer Staatsbürger. Man braucht fünf. Aber – ich dachte, drei… Nein, fünf insgesamt! Lächelnd hebt die Sachbearbeiterin ihre rechte Hand, die Finger anschaulich gespreizt. Wo ich doch aber schon...

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Aktuelle Texte

Maël Renouard

Psychopathologie de la vie numérique

Psychopathologie de la vie numérique. Une nuit de septembre 2016, je rêve que c’est la rentrée et que je dois donner un cours. Il y a des années que je n’ai pas enseigné. Je suis projeté là, in medias res, dans un établissement de nature indéterminée. Je n’ai absolument rien préparé ; je n’ai avec moi aucun livre, aucun crayon, aucune feuille de papier. Je n’ai jamais su improviser. J’ai longtemps espéré d’en être un jour capable, l’expérience et le temps ayant fait leur œuvre ; cela ne s’est pas produit. Quelquefois, par flemme ou parce que j’avais beaucoup à faire par ailleurs, j’ai repoussé indéfiniment la préparation d’un cours, en songeant alors, eh bien, à Dieu vat, ce sera l’occasion d’improviser – et le résultat n’a pas été heureux. L’épreuve s’annonce donc rude, mais, pour essayer de me rassurer, je l’aborde en jouant avec l’idée que cette fois-ci, enfin...

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Aktuelle Texte

Dietmar Dath

Im Schlaf sieht Patrick, was er wach nicht glaubt.

Im Schlaf sieht Patrick, was er wach nicht glaubt:

Das Verzeichnis rechnet alles an. Ankündigungen von Belohnung, meist unwahr, leuchten auf und sterben. Der dopaminergische Haushalt ernährt die Liste. Limbische Strukturen tragen sie. Hirn heißt Haus, hat angeblich Fenster.

Es sind aber Langzeitbilder der Vergangenheit.

 

Sechs Minuten nach vier Uhr früh wacht Patrick von einem Störgeräusch auf.

Er liegt im kleinen Zimmer. Renate schläft im großen.

»Vielleicht hab’ ich nachts ’ne Idee«, hat er ihr

seinen Umzug auf die Couch erklärt, »die muss ich denen dann schicken. Wir reichen das Ding übermorgen ein.« Er fürchtet sich davor, im Schlaf zu sagen, was er von Kerstin weiß, wenn er neben Renate liegt. Im Dunkeln spürt er, dass der Raum ihn anbrummt. Das Hirn gibt dem Brummen Antwort, singt Zucker und Proteine, spricht perineurales Geflecht, das Herausbildung und Funktion der Synapsen kontrolliert, die alle zwischenzelluläre Kommunikation der Neuronen steuern.

Patrick fröstelt von den Füßen her.

Er möchte bei Renate bleiben,...

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« Ce libre droit du temps à disposer de lui-même doit être reconnu au même titre que celui des peuples. »
« Ce libre droit du temps à disposer de lui-même doit être reconnu au même titre que celui des peuples. »

Alexander Kluge, Gerhard Richter

Futur antérieure

Ce que révèle mon histoire, l’histoire d’un être humain et vivant, n’est pas le PASSÉ RÉVOLU (ce qui fut, parce que ce n’est plus), ce n’est pas non plus le passé composé de ce qui a été et perdure dans ce que je suis mais l’AUTRE de ce que j’ai été pour ce que je suis en passe de devenir. – Si je vous comprends bien, c’est du deuil de « ce que je suis en train de devenir » qu’il s’agit. Je...
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