In seiner visuellen Geschichte der wissenschaftlichen Objektivität unterscheidet Peter Galison drei verschiedene Formen des Sehens: Die Naturphilosophen des 18. Jahrhunderts wollten Dinge jenseits des Sichtbaren sichtbar machen. Diese »naturgetreue« Form naturwissenschaftlicher Anschauung bedurfte eines Genies, das hinter den Vorhang des Partikulären blicken konnte. Lediglich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts sprechen Wissenschaftler von einer Objektivität, die unserem Verständnis von heute nahe kommt. Sie favorisierten mit ihrer klaren Grenzziehung zwischen künstlerischer und wissenschaftlicher Praxis die so genannte »objektive« Autorität der Beobachtungstechniken gegenüber der Subjektivität des menschlichen Auges. Mit den wesentlichen Neuerungen wissenschaftlicher Anschauung vor dem Hintergrund der digitalen Bildproduktion und Wissenschaften, die auf crowd-sourcing basieren, werden im 20. Jahrhundert Beurteilungen ausdrücklich Teil der Darstellung. Zum Ende seines Beitrages tritt Peter Galison in einen Dialog zu seinen Thesen ein.