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Philipp Theisohn: Verteidigung der Paraphrase
Verteidigung der Paraphrase
(S. 15 – 36)

Philipp Theisohn

Verteidigung der Paraphrase
Das Wiedererzählen und die Krise der Geisteswissenschaften

PDF, 22 Seiten

Im Zuge der Debatten um die Überproduktion der Geisteswissenschaften hat das Paraphrasieren eine Stigmatisierung erfahren. Vor dem Hintergrund einer binären Logik des literarischen Eigentums wird die Paraphrase zunehmend ausschließlich als eine Verschleierung des Plagiarismus verstanden, als ein parasitäres Schreibverfahren, dem kein wissenschaftlicher Mehrwert zugesprochen werden kann. Der vorliegende Essay will demgegenüber die substanzielle Bedeutung herausarbeiten, die der Paraphrase im geisteswissenschaftlichen Arbeitsprozess zukommt. In drei Annäherungsversuchen – einem historischen, einem analytischen und einem methodologischen – soll dabei zugleich ausgelotet werden, inwiefern ein differenziertes Verständnis literarischer Aneignungsprozesse die wissenschaftliche Öffnung gegenüber der Paraphrase und den sich hinter ihr verbergenden Textdynamiken voraussetzt.

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Philipp Theisohn

studierte Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Philosophie und Mediävistik in Tübingen, Zürich und Jerusalem. Von 2004–2008 war er Mitglied des Akademischen Rates am Deutschen Seminar der Eberhard Karls Universität Tübingen und von 2008–2013 Oberassistent für Literatur- und Kulturwissenschaft an der ETH Zürich. Seit 2013 ist Theisohn SNF-Förderprofessor für Literaturwissenschaften am Deutschen Seminar der Universität Zürich, wo er das Projekt »Conditio extraterrestris. Das bewohnte Weltall als literarischer Imaginations- und Kommunikationsraum zwischen 1600 und 2000« leitet.

Weitere Texte von Philipp Theisohn bei DIAPHANES
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Der Begriff Digital Humanities umfasst so verschiedene Dinge wie online-basierte Recherche-Methoden, Digitalisierung von Papierbeständen sowie die Neuerfindung der Geisteswissenschaften im digitalen Zeitalter. Eine wissenshistorische Situierung des Phänomens orientiert sich an zwei Leitfragen. Legen sich die Geisteswissenschaften mit der Digitalisierung nur ein effizienteres Instrumentarium zu oder tauschen sie ihre epistemischen Ideale gegen jene aus den natur- und sozialwissenschaftlichen Fächern ein? Und: Wie verändert sich das geisteswissenschaftliche Rollenverständnis unter den Vorzeichen von Open Access, interaktiver Textproduktion, Wikipedia und digitalen Archiven? Entsteht ein neuer Typ des medial versierten Forschenden oder werden herkömmliche Tugenden wie Analyse, Kritik und Erkenntnis bloß in neue Formen übersetzt?