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Astrid Deuber-Mankowsky: Diffraktion statt Reflexion
Diffraktion statt Reflexion
(S. 83 – 91)

Astrid Deuber-Mankowsky

Diffraktion statt Reflexion
Zu Donna Haraways Konzept des situierten Wissens

PDF, 9 Seiten

Situiertes Wissen ist für Haraway eine komplexe Konstruktion. Jede Objektivierung ist – in Anlehnung an Whitehead – eine Abstraktion. Positionierung ist als wissensbegründende Praxis ein In-Beziehung-Setzen und verbindet im Bild des Netzwerks die beiden Traditionslinien, an die Haraway anknüpft: die Geschichte der Technowissenschaften, ihrer Apparate und Metaphern und die Geschichte der Philosophie des Prozesses, in der sich die Wirklichkeit der Welt darin zeigt, dass die Welt in Verbindung steht.

Welche Figur könnte dies besser symbolisieren als die Figur der Diffraktion, die Haraway wählt, um ihre Methode zu beschreiben? Diffraktion ist wie Reflexion eine Metapher aus der Optik und bedeutet Beugung. Im Unterschied zum Begriff der Reflexion rekurriert der Begriff der Beugung jedoch nicht auf die Metaphorik des Spiegels und fügt sich auch nicht in das Modell des Abbilds. Diffraktion handelt vielmehr von einer heterogenen Geschichte, von der Nachträglichkeit und der Verbindlichkeit von Ereignissen, die immer schon vorbei sind und woanders stattgefunden haben.

  • Netzwerke
  • Donna Haraway
  • Alfred North Whitehead
  • Objektivierung
  • Technowissenschaften

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Deutsch

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Astrid Deuber-Mankowsky

ist Professorin für Medientheorie und Gender Studies am Institut für Medienwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum und im Netzwerk für Geschlechterforschung der Ruhr-Universität aktiv. Sie ist assoziiertes Mitglied des Zentrums für transdisziplinäre Geschlechterstudien der Humboldt-Universität zu Berlin, des ICI Berlin und des Centre for Philosophy and Critical Thought am Goldsmith College in London. Deuber-Mankowsky studierte Germanistik und Philosophie in Zürich und Berlin und war Mitbegründerin und Mitherausgeberin der Zeitschrift (1990–2005) Die Philosophin. Forum für Philosophie und feministische Theorie. Ihre aktuelle Forschung behandelt unter anderem queere Subjektivierung im Film anlässlich des Wandels der filmischen Technologien und Genres in Arbeiten von Todd Haynes, Su Friedrichs, Yael Bartana und Sharon Hayes (Queeres Post Cinema, 2017). Von 1995 bis 2000 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kulturwissenschaftlichen Seminar der Humboldt-Universität zu Berlin. Zuletzt sind von ihr erschienen: Conatus und Lebensnot. Schlüsselbegriffe der Medienanthropologie (Hg. mit Anna Tuschling, 2017), Denkweisen des Spiels. Medienphilosophische Annäherungen (Hg. mit Reinhold Görling, 2017), Situiertes Wissen und regionale Epistemologie: Zur Aktualität Georges Canguilhems und Donna J. Haraways (Hg. mit Christoph Holzhey, 2013), Praktiken der Illusion. Kant, Nietzsche, Cohen, Benjamin bis Donna J. Haraway (2007) und Lara Croft. Cyber Heroine (2005)

Weitere Texte von Astrid Deuber-Mankowsky bei DIAPHANES
Gesellschaft für Medienwissenschaft (Hg.): Zeitschrift für Medienwissenschaft 4

Machen Medien Menschen und andere? So ließe sich die Kernfrage eines Mediendenkens fassen, das auf den formierenden Charakter medientechnischer Apparaturen abhebt. In Donna Haraways »Cyborg Manifesto« von 1985 kam diese Frage zu ihrem Bild: Cyborgs tauchen, so Haraway, immer dann auf, wenn die Grenze zwischen Maschine und Mensch oder Tier und Mensch porös zu werden droht. Seitdem
haben sich sowohl auf dem Gebiet der Technik als auch auf dem der Theorie die Grenzen weiter verschoben: Nicht-menschliche Wesen wurden von den Science Studies als Akteure (wieder)entdeckt, Computerprogramme werden nach lebendigen Prozessen modelliert, und VertreterInnen der Animals Studies fordern Menschenrechte für Tiere. Der Antihumanismus des 20. Jahrhunderts war von einem kritischen Impetus
gegenüber der Machtblindheit des abendländischen Humanismus geprägt und befragte Differenzsetzungen (Natur/Kultur, Frau/Mann, Tier/Mensch) hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Ein- und Ausschlusseffekte. Aktuelle anti-speziezistische Philosophien hingegen analysieren nicht länger die (mediale) Produktion von Differenzen, sondern feiern die Grenzüberschreitung hin zum Tier und zur Maschine als neue ontologische Stufe. Der Schwerpunktteil der Zeitschrift für Medienwissenschaft 4 setzt sich mit möglichen Konsequenzen dieser Negation von Differenz für die Konzeption des Menschen als Spezies unter anderen und als homo faber, der mit (Medien)Techniken operiert und manipuliert, auseinander.

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