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Claudia Reiche: Un/mediales Reales
Un/mediales Reales
(S. 121 – 129)

Claudia Reiche

Un/mediales Reales
Über militärische Simulation und Traum

PDF, 9 Seiten

An computergrafisch realistischen Kriegsdarstellungen gegenwärtiger und zukünftiger »Theaters of War« fällt insbesondere beim Quellenmaterial aus US-amerikanischen Kontexten eine eigene unwirkliche, immer wieder entgleitende Qualität auf, die als Form der »information warfare« selbst Aufmerksamkeit fordert. Beispiele reichen von Schlachtfeldkonzeptionen als Simulationsraum einer ›total virtual reality«, online Computer-Shooter-Games der US-Army, neuronaler Steuerung von Waffensystemen durch Bomberpiloten oder bis zur Psychotherapie von Kriegstraumatisierten mit immersiven Kriegsszenarien. Wie wird im digitalen Medium ein vereinheintlichtes Feld von so genannter Virtualität und Realität bildgebend inszeniert? An Beispielen, wie dem DARPA-Projekt Advanved Biomedical Technology und dem Visible Human Project lässt sich die Vorführung eines rigorosen Schlafschutzes des (kapitalistischen) Traums analysieren, der vor Begegnungen mit dem Realen (Lacan) sich zu schützen sucht. Es geht darum mithilfe von »ein klein wenig Realität« (Lacan) in diesem Traum die un/mediale Grenze zwischen militärischer Simulation und Traum auszuloten.

  • Trauma
  • Virtuelle Kriegsführung
  • Visible Human Project
  • Psychoanalyse
  • Shooter Games

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Deutsch

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Claudia Reiche

ist Medienwissenschaftlerin und -künstlerin. Ihre Schwerpunkte sind: psychoanalytisch informierte Medien- und Erkenntnistheorie, Feminismus, Gender, und queer als Verfahren.

Gesellschaft für Medienwissenschaft (Hg.): Zeitschrift für Medienwissenschaft 2

Nachdem Medienwissenschaft ihre periphere, parasitäre und produktive Position zu anderen Disziplinen der Geistes- und Kulturwissenschaften zunächst dadurch markierte, dass sie die Materialität der Medien als Aufschreibesysteme, Träger und Transformatoren in den Blick rückte, differenzierten neuere Ansätze das Modell eines »Dazwischen«, eines selbst nicht wahrnehmbaren Diaphanen aus. In der Genealogie der Trancemedien wiederum wurde das Immaterielle einer Funktion oder eines Kräfteverhältnisses in den Blick genommen, das Wahrnehmungseffekte im Verhältnis zu Medieneffekten untersucht, wobei genau die Kluft zwischen beiden konstitutiv für mediale Theorie wäre.

Materialität und Immaterialität des Medialen sind in den Texten des vorliegenden zweiten Heftes der Zeitschrift für Medienwissenschaft keineswegs als Opposition begriffen, sondern als Verhältnis, das Wahrnehmungen generiert – und Wahrnehmungen, die aus der Perspektive von Mediengeschichten wiederum Wissensformationen in Frage stellen. In den Differenzfunktionen von Physis | Psyche, Transzendenz | Immanenz, Präsenz | Absenz, Sinn | Sinnlichkeit, Medium | Form oder einfacher, wie es Aristoteles für die Seele vorschlägt: Schlaf | Wachen, ist es der Schnitt selbst, ein epistemologisches Unding, von dem her sich ein Anfang medientheoretischen Denkens, medialer Historiografie und auch eine Politik und Poetologie der Massenmedien rekonstruieren lässt. Doch mit dem Vergnügen, dass etwas funktioniert, sich überträgt, klappt, geht immer auch die Erfahrung einher, dass etwas unter historischen Dispositiven zusammenklappt.

Die Texte dieses Schwerpunktheftes setzen sich mit jeweils spezifischen Kulturtechniken als medialen Praktiken auseinander: Schreiben als écriture, Klangerzeugung als Schallanalyse, Filmmontage als Erinnerungssynthese, Fernsehen als Sozialisierungswahn, Verstehen als Übertragen und zuletzt: Entwerfen als Singularisierungsverfahren. Die AutorInnen der Texte widmen sich den Dingen, »denen die Anstrengungen des Wissens« (Rheinberger) gilt, und zeigen, als was ihnen zuvor die Anstrengung der Wahrnehmung gelten muss: als Wahrnehmung jenseits symbolischer Matrizen.

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