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Wolfgang Hagen: Para!
Para!
(S. 53 – 63)

Wolfgang Hagen

Para!
Epistemologische Anmerkungen zu einem Schlüsselwort der Medienwirkungsforschung

PDF, 11 Seiten

Fernsehen: Den Effekt, Gestalten und Gespenstern der massenmedialen Mattscheiben alte Bekannte, Freunde und Feindezu erkennen, also wiederum ein Kraft- oder Machtverhältnis wahrzunehmen, wo nur elektronisch generierte Bildpunkte sind, untersucht Wolfgang Hagen an Praxis und Begriff eines Parasozialen. Dieser Begriff aus der amerikanische Soziologie lässt sich auf C.G. Jungs Konzept der Persona zurück verfolgen und scheint so die Analyse massenmedialen Fernsehbildkomsums mit Studien mediumistischer Trance zu verbinden. Hagen weist einerseits daraufhin, dass bereits bei Jung die technischen Medien hinter den Kulissen okkulter Inszenierungen – und ihrer wissenschaftlichen Analyse – verborgen wurden. Andererseits zeigt er, dass das Para- der Massenmedien nicht in einem quantitativ nachweisbaren Stimulus-und-Response Modell erfasst wurde sondern bereits in den fünfziger Jahren Fernsehforschung von komplexen psychosozialen Dispositionen ausging.
  • Das Parasoziale
  • C.G. Jung
  • Massenmedien
  • Fernsehen
  • Okkultismus

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Deutsch

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Wolfgang Hagen

hat 2001 an der Uni Basel habilitiert und ist seit 2003 Privatdozent für Medienwissenschaft an der Humboldt Universität Berlin. Seit 1978 ist er außerdem Kulturredakteur bei Radio Bremen und seit 2002 Leiter der Kultur- und Musikabteilungen im Deutschlandradio Kultur sowie Leiter der
Medienforschung.

Weitere Texte von Wolfgang Hagen bei DIAPHANES
Gesellschaft für Medienwissenschaft (Hg.): Zeitschrift für Medienwissenschaft 2

Nachdem Medienwissenschaft ihre periphere, parasitäre und produktive Position zu anderen Disziplinen der Geistes- und Kulturwissenschaften zunächst dadurch markierte, dass sie die Materialität der Medien als Aufschreibesysteme, Träger und Transformatoren in den Blick rückte, differenzierten neuere Ansätze das Modell eines »Dazwischen«, eines selbst nicht wahrnehmbaren Diaphanen aus. In der Genealogie der Trancemedien wiederum wurde das Immaterielle einer Funktion oder eines Kräfteverhältnisses in den Blick genommen, das Wahrnehmungseffekte im Verhältnis zu Medieneffekten untersucht, wobei genau die Kluft zwischen beiden konstitutiv für mediale Theorie wäre.

Materialität und Immaterialität des Medialen sind in den Texten des vorliegenden zweiten Heftes der Zeitschrift für Medienwissenschaft keineswegs als Opposition begriffen, sondern als Verhältnis, das Wahrnehmungen generiert – und Wahrnehmungen, die aus der Perspektive von Mediengeschichten wiederum Wissensformationen in Frage stellen. In den Differenzfunktionen von Physis | Psyche, Transzendenz | Immanenz, Präsenz | Absenz, Sinn | Sinnlichkeit, Medium | Form oder einfacher, wie es Aristoteles für die Seele vorschlägt: Schlaf | Wachen, ist es der Schnitt selbst, ein epistemologisches Unding, von dem her sich ein Anfang medientheoretischen Denkens, medialer Historiografie und auch eine Politik und Poetologie der Massenmedien rekonstruieren lässt. Doch mit dem Vergnügen, dass etwas funktioniert, sich überträgt, klappt, geht immer auch die Erfahrung einher, dass etwas unter historischen Dispositiven zusammenklappt.

Die Texte dieses Schwerpunktheftes setzen sich mit jeweils spezifischen Kulturtechniken als medialen Praktiken auseinander: Schreiben als écriture, Klangerzeugung als Schallanalyse, Filmmontage als Erinnerungssynthese, Fernsehen als Sozialisierungswahn, Verstehen als Übertragen und zuletzt: Entwerfen als Singularisierungsverfahren. Die AutorInnen der Texte widmen sich den Dingen, »denen die Anstrengungen des Wissens« (Rheinberger) gilt, und zeigen, als was ihnen zuvor die Anstrengung der Wahrnehmung gelten muss: als Wahrnehmung jenseits symbolischer Matrizen.

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