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Regula Valérie Burri, Lutz Jäncke: Mehr denken als experimentieren
Mehr denken als experimentieren
(S. 112 – 119)

Regula Valérie Burri, Lutz Jäncke

Mehr denken als experimentieren
Bilder der Neurowissenschaft

PDF, 8 Seiten

 
  • Materialität
  • Medienwissenschaft

Meine Sprache
Deutsch

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Regula Valérie Burri

ist Wissenschaftsforscherin an der Universität Basel und Lehrbeauftragte an der ETH Zürich. Mit bildgebenden Verfahren beschäftigte sie sich im Rahmen ihre ethnografischen Studie zur Bedeutung digitaler Bilder in der Medizin. Sie ist Autorin mehrerer wissenschaftlicher Artikel und Mitherausgeberin einer Anthologie, die die Biomedizin als kulturelle Praxis thematisiert.

Lutz Jäncke

ist Inhaber des Lehrstuhls für Neuropsychologie an der Universität Zürich. Mit bildgebenden Verfahren forscht und arbeitet er zur funktionellen Plastizität des menschlichen Gehirns. Er ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher Artikel und Herausgeber mehrerer Bücher.

Gesellschaft für Medienwissenschaft (Hg.): Zeitschrift für Medienwissenschaft 2

Nachdem Medienwissenschaft ihre periphere, parasitäre und produktive Position zu anderen Disziplinen der Geistes- und Kulturwissenschaften zunächst dadurch markierte, dass sie die Materialität der Medien als Aufschreibesysteme, Träger und Transformatoren in den Blick rückte, differenzierten neuere Ansätze das Modell eines »Dazwischen«, eines selbst nicht wahrnehmbaren Diaphanen aus. In der Genealogie der Trancemedien wiederum wurde das Immaterielle einer Funktion oder eines Kräfteverhältnisses in den Blick genommen, das Wahrnehmungseffekte im Verhältnis zu Medieneffekten untersucht, wobei genau die Kluft zwischen beiden konstitutiv für mediale Theorie wäre.

Materialität und Immaterialität des Medialen sind in den Texten des vorliegenden zweiten Heftes der Zeitschrift für Medienwissenschaft keineswegs als Opposition begriffen, sondern als Verhältnis, das Wahrnehmungen generiert – und Wahrnehmungen, die aus der Perspektive von Mediengeschichten wiederum Wissensformationen in Frage stellen. In den Differenzfunktionen von Physis | Psyche, Transzendenz | Immanenz, Präsenz | Absenz, Sinn | Sinnlichkeit, Medium | Form oder einfacher, wie es Aristoteles für die Seele vorschlägt: Schlaf | Wachen, ist es der Schnitt selbst, ein epistemologisches Unding, von dem her sich ein Anfang medientheoretischen Denkens, medialer Historiografie und auch eine Politik und Poetologie der Massenmedien rekonstruieren lässt. Doch mit dem Vergnügen, dass etwas funktioniert, sich überträgt, klappt, geht immer auch die Erfahrung einher, dass etwas unter historischen Dispositiven zusammenklappt.

Die Texte dieses Schwerpunktheftes setzen sich mit jeweils spezifischen Kulturtechniken als medialen Praktiken auseinander: Schreiben als écriture, Klangerzeugung als Schallanalyse, Filmmontage als Erinnerungssynthese, Fernsehen als Sozialisierungswahn, Verstehen als Übertragen und zuletzt: Entwerfen als Singularisierungsverfahren. Die AutorInnen der Texte widmen sich den Dingen, »denen die Anstrengungen des Wissens« (Rheinberger) gilt, und zeigen, als was ihnen zuvor die Anstrengung der Wahrnehmung gelten muss: als Wahrnehmung jenseits symbolischer Matrizen.

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