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Pamela M. Lee: Bridget Rileys Auge/Körper-Problem
Bridget Rileys Auge/Körper-Problem
(S. 73 – 93)

Pamela M. Lee

Bridget Rileys Auge/Körper-Problem

Übersetzt von Sven Koch und Andrea Stumpf

PDF, 21 Seiten

 

Pamela M. Lee zeigt in ihrem Beitrag Bridget Rileys Auge/Körper-Problem anhand der Rezeption des Werks von Riley, dass die Op-Art von einer immanenten Spannung gekennzeichnet ist: Ihrer vorgetragenen Technizität, die mit Bezugnahmen insbesondere auf die Kybernetik kokettiert, steht die Adresse ihrer Wirkung gegenüber, welche die Physis des Betrachters ist. Denn in ihren Effekten erzielen die abstrakten Kompositionen der Op-Art eine Transgression des Sehens in Richtung auf das Nervensystem. Die durch optische Täuschung hervorgebrachten Phänomene scheinbarer Bewegung – Flimmern, Pulsieren etc.–, die Rileys Schwarzweißbilder aus den 1960er Jahren kennzeichnen, machen die Instabilität des Sichtbaren weniger reflexiv zugänglich, als dass sie durch retinale Reizung physische Wirkungen von möglicherweise heftigem Ausmaß verursachen. Die Frage, was Sehen ist, wird hier im Körper des Betrachters beantwortet und hintergeht somit jede Möglichkeit der Kritik, sofern diese eine reflexive Distanz voraussetzt. Dass dieser Körper in der Rezeption nicht nur des Werks von Riley eine weibliche Genderzuschreibung erfährt, legt Lee auch mit Blick auf die so erfolgreiche Übernahme von patterns der Op-Art in Mode und Populärkultur dar.

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Pamela M. Lee

ist Associate Professor am Departement of Art and Art History an der Stanford University. Sie war Fellow am Center for Advanced Study in the Visual Arts in Washington D.C. und am Getty Research Institute. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Kunst und Theorie des späten Modernismus, insbesondere der 1960er und 1970er Jahre.

Werner Busch (Hg.), Carolin Meister (Hg.): Nachbilder

Nachbilder sind optische Phänomene, mit denen das ­Sehen sich selbst in den Blick nimmt. Seit der Empirismus im 18. Jahrhundert die Subjektivität der Wahrnehmung erschloss, traktierten Wissenschaftler, Künstler und Philosophen ihre Augen, um sie nicht als Empfänger, sondern als Erzeuger von Licht- und Farbphänomenen zu erfahren. Als im buchstäblichen Sinne verkörperte Bilder verschwanden diese ephemeren Erscheinungen mit den Wahrnehmungsorganen, die sie hervorgebracht hatten. Welche Bildkonzepte aber tauchen mit der Entdeckung der visionären Möglichkeiten des Sehens auf?

Wie Goethes Farbenlehre es für das 19. Jahrhundert prominent formuliert, bricht im Nachbild die Differenz von innerer und äußerer Sensation zusammen. Was impliziert dieser Zusammenbruch für die künstlerische wie wissenschaftliche Erfassung der Natur? Ist die Wahrheit in der Malerei noch ohne die Aufzeichnung jener flüchtigen Phänomene zu haben, die der Wahrnehmungsapparat in die Welt projiziert? Der Band versammelt Beiträge, die die physiologische Frage nach dem Sehen mit der produktionsästhetischen Frage nach dem Bild verknüpfen. Die bildgeschichtliche Relevanz der Eigenaktivität des Auges rückt nicht zuletzt anlässlich der Wiederkehr des Nachbilds in der neueren Kunst in den Fokus.

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