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Gerhard Neumann: »Der Blutkreislauf der Familie«
»Der Blutkreislauf der Familie«
(S. 179 – 196)

Genealogie und Geschichte bei Franz Kafka

Gerhard Neumann

»Der Blutkreislauf der Familie«
Genealogie und Geschichte bei Franz Kafka

PDF, 18 Seiten

Während das Blut und seine Transfusions-Verhältnisse die Brentanosche Urszene der Poetik figurieren, versucht Franz Kafkas Schreibpraxis von Anfang an, die zweifache Zumutung des Sexualitätsdispositivs – Identifikation mit einem sexualisierten Körper und Zuschreibung zu einem Volkskörper – zu distanzieren. Gerhard Neumann führt in seinem Text den Nachweis, dass Kafkas Diskursivierungen des Blutes und seiner Zirkulationen eine frühe und hellsichtige Diagnostik der Biomacht des 20. Jahrhunderts bereitstellen, deren Trauma die Perforation des geschlossenen Blutkreislaufs von Subjekt und Gattungskörper sowie das Austreten des Blutes aus den individuellen und genealogischen Gefäßsystemen darstellt.

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Gerhard Neumann

hatte Professuren an den Universitäten Bonn, Erlangen, Freiburg i. Br. inne; zuletzt war er Ordinarius für neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität München. Seit 2002 ist er emeritiert. Seine Forschungsgebiete sind die Literatur des 18. bis 20. Jahrhunderts, vergleichende Literaturwissenschaft, Gattungspoetik, Editionswissenschaft, Kulturwissenschaft; Publikationen zu Goethe, Kleist, Kafka, Canetti; die deutsche Romantik; die Methode der Literaturwissenschaft;  Theorie und Geschichte des Aphorismus, des Epigramms, der Novelle, des Romans, der Lyrik unter komparatistischer Perspektive.

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Seit der frühen Neuzeit erfuhr die Rede vom Blut wiederholte Umcodierungen: transformiert sich das christliche Blut des Erlösers nach 1600 zum physiologischen Träger des Lebens, so markiert 1800 das historische Datum, an dem es vom sozialen Unterscheidungsmerkmal zum Objekt eines Wissens vom Leben avanciert. Im Dispositiv der Bio-Politik wird das Blut zum Lebenssaft des biologischen wie des politischen Körpers.

Der Diskurs des Blutes wird von den verschiedensten Medien produziert, in Umlauf gebracht und reguliert, oder aber er wird selbst zum Medium. Die Momente des Übergangs, die Transfusionen zwischen verschiedenen Wissenskreisläufen, zwischen Kunst und Literatur, Ökonomie und Lebenswissenschaften sind das Thema des vorliegenden Bandes.