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Bruce Lincoln: Ästhetik, Religion und Politik
Ästhetik, Religion und Politik
(S. 183 – 197)

Überlegungen zu Walter Benjamin anhand des persischen Achämenidenreichs

Bruce Lincoln

Ästhetik, Religion und Politik
Überlegungen zu Walter Benjamin anhand des persischen Achämenidenreichs

Übersetzt von Sven Koch und Andrea Stumpf

PDF, 15 Seiten

Bruce Lincoln unterzieht die von Walter Benjamin formulierten Thesen zur Ablösung einer rituell-religiösen durch eine politische Fundierung des Kunstwerks im Zeitalter technischer Reproduzierbarkeit einer schematisierenden Analyse, indem er sie mit ästhetischen Objekten des persischen Achäminidenreichs konfrontiert. Dabei hinterfragt er einen modernen Kunstwerkbegriff sowie die These vom Ursprung der Kunst in der Religion und zeigt, wie bereits im alten Persien religiöse Narrative und auratische Überhöhung sowie ideologische Funktionalisierung ineinandergreifen
und so Bestimmungsmerkmale, die Benjamin Lincoln zufolge allein für die faschistische »Ästhetisierung des politischen Lebens« postuliert, bereits hier wirksam sind.

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Bruce Lincoln

ist Professor für Religionsgeschichte an der Divinity School der University of Chicago mit einem Schwerpunkt auf europäischer und persischer Antike. Sein Forschungsinteresse umfasst unter anderem politische Theologie, Messianismus, Mythentheorie und Wissenschaftsdiskurs. Seine letzten Veröffentlichungen diskutieren Verschränkungen von Religion, politischer Macht und Gewalt.

Ilka Brombach (Hg.), Dirk Setton (Hg.), ...: »Ästhetisierung«

»Ästhetisierung« lautet das Schlagwort eines K­ritikgenres des 20. Jahrhunderts, das die Grenzen zwischen dem Ästhetischen und Nichtästhetischen in polemischer Absicht vermessen hatte: Von Benjamins Diagnose einer »Ästhetisierung des politischen Lebens« über Debords »Gesellschaft des Spektakels« bis hin zu den verschiedenen Spielarten der Post­modernekritik ging es darum, dominante Momente des Ästhetischen auszumachen, welche die Bereiche der Politik, der Erkenntnis oder der Religion in eine Krise ihrer Norma­tivität stürzen.

Zunehmend lässt sich nun eine gegenläufige Tendenz beobachten: Teile der Geistes-, Geschichts- und Kulturwissenschaften behaupten eine konstitutive Funktion des Ästhetischen für politische, epistemische und religiöse Praktiken. Statt im Ästhetischen einen externen Stör- und Krisenfaktor zu sehen, wird es nun entweder als wesentlich für das Gelingen oder Funktionieren dieser Praktiken akzentuiert oder als Schlüsselbegriff betrachtet, um die Begriffe des Wissens, des Politischen und Religiösen einer grundlegenden Revision zu unterziehen.

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