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Karl-Josef Pazzini: Über die Herstellung von Wundern und den Zwang zu erzählen
Über die Herstellung von Wundern und den Zwang zu erzählen
(S. 93 – 104)

Karl-Josef Pazzini

Über die Herstellung von Wundern und den Zwang zu erzählen
Francis Alÿs' »When Faith Moves Mountains« (2000)

PDF, 12 Seiten

Eigens hergestellte Wunder sind keine Bestätigung des Glaubens, sondern umgekehrt: Die Erzeugung eines Glaubens ist das Wunder. Die Aktion »Berge versetzen« des Bildhauers Francis Alÿs' hat ein Wunder hergestellt, eine wirksame Fiktion. Alÿs schafft dieses Wunder, insofern er mit seinem Witz und Können versucht, das »Wunder« des Bergeversetzens als Chiffre für die Bereitschaft zur gemeinsam inszenierten Neugier zu aktivieren. Bei Alÿs birgt das Wunder der gemeinsamen Anstrengung auch die Gefahr des Aufbruchs ins Lächerliche, Beschämende, Ungewisse, Scheitern. In Bezug auf das Wunder heißt das: Wunder können geschehen, wenn es gelingt, momenthaft Verdrängung aufzuheben, den Trieb anzuerkennen als etwas, das unausweichlich einer Repräsentation bedarf, und die Wiederholung auszusetzen. Dort passiert das, was Lacan spielerisch beschreibt: »Ich denke, wo ich nicht bin, und daher bin ich, wo ich nicht denke.«

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Karl-Josef Pazzini

Karl-Josef Pazzini

lehrt Erziehungswissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Didaktik der Ästhetischen Erziehung an der Universität Hamburg und arbeitet als Psychoanalytiker in Berlin und Hamburg. Zudem ist er Gründungsmitglied der Forschungs- und Le[ ]rstelle Kunst – Pädagogik – Psychoanalyse [FuL]. Er arbeitet an den Themenbereichen Bildung vor Bildern, Psychoanalyse und Lehren, psychoanalytisches Setting, unschuldige Kinder, Übertragung und Grenze zwischen Individuum und Gesellschaft.

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