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Sabine Nessel: Das Andere denken
Das Andere denken
(S. 48 – 57)

Sabine Nessel

Das Andere denken
Zoologie, Kinematografie und Gender

PDF, 10 Seiten

Ausgehend von Simone de Beauvoirs Konzept der Frau als des »anderen Geschlechts« thematisiert der Aufsatz die Kategorie des Anderen im Schnittfeld der Wissensdiskurse Zoologie, Kinematografie und Gender. Anhand ausgewählter Beispiele wird zunächst aufgezeigt, inwiefern das »Andere« in diesen drei Gebieten je spezifische Formen annimmt. Ausgehend von zoologischen und anthropologischen Schaustellungen im 16. Jahrhundert (»Haarmensch«) und Ende des 19. Jahrhunderts (»Völkerschau«) wird erstens die Sphäre des Anderen historisch bezogen auf Mensch und Tier hergeleitet; zweitens geht es unter Einbeziehung der Positionen von Jacques Rancière und Donna J. Haraway um eine theoretische Zuspitzung des Begriffs des Anderen; und drittens wird mit Bezug auf den Film Max Mon Amour (F/USA 1984, Nagisa Oshima) eine Konstellation aufgezeigt, in der sich die Geschlechterdifferenz und die Differenz zwischen Mensch und Tier überlagern.

  • Zoo
  • Anthropologie
  • Kinematografie
  • Gender

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Deutsch

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Sabine Nessel

war bis Oktober 2010 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt und vertritt zurzeit die Professur für Filmwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Forschungsschwerpunkte: Theorie und Ästhetik des modernen Films, Text und Körper, Schauanordnungen, Kulturwissenschaftliche Filmwissenschaft.

Weitere Texte von Sabine Nessel bei DIAPHANES
Gesellschaft für Medienwissenschaft (Hg.): Zeitschrift für Medienwissenschaft 4

Machen Medien Menschen und andere? So ließe sich die Kernfrage eines Mediendenkens fassen, das auf den formierenden Charakter medientechnischer Apparaturen abhebt. In Donna Haraways »Cyborg Manifesto« von 1985 kam diese Frage zu ihrem Bild: Cyborgs tauchen, so Haraway, immer dann auf, wenn die Grenze zwischen Maschine und Mensch oder Tier und Mensch porös zu werden droht. Seitdem
haben sich sowohl auf dem Gebiet der Technik als auch auf dem der Theorie die Grenzen weiter verschoben: Nicht-menschliche Wesen wurden von den Science Studies als Akteure (wieder)entdeckt, Computerprogramme werden nach lebendigen Prozessen modelliert, und VertreterInnen der Animals Studies fordern Menschenrechte für Tiere. Der Antihumanismus des 20. Jahrhunderts war von einem kritischen Impetus
gegenüber der Machtblindheit des abendländischen Humanismus geprägt und befragte Differenzsetzungen (Natur/Kultur, Frau/Mann, Tier/Mensch) hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Ein- und Ausschlusseffekte. Aktuelle anti-speziezistische Philosophien hingegen analysieren nicht länger die (mediale) Produktion von Differenzen, sondern feiern die Grenzüberschreitung hin zum Tier und zur Maschine als neue ontologische Stufe. Der Schwerpunktteil der Zeitschrift für Medienwissenschaft 4 setzt sich mit möglichen Konsequenzen dieser Negation von Differenz für die Konzeption des Menschen als Spezies unter anderen und als homo faber, der mit (Medien)Techniken operiert und manipuliert, auseinander.

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