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Jürgen Harten: Bei Caravaggio
Bei Caravaggio
(S. 22 – 41)

Jürgen Harten

Bei Caravaggio
Die Annäherung des im Bild Erblickten an den Betrachter

PDF, 20 Seiten

Caravaggio macht den Betrachter durch seine Bildregie zum Augenzeugen und versteht sich seinerseits als Augenzeuge. Zugleich bezeugt er sich im Bild, ob er nun allegorische Selbstportraits malt oder die Enthauptung Johannes des Täufers mit seinem Namenszug besiegelt. Seine natürlich wirkenden Schilderungen täuschen leicht über die Aneignung figürlicher Vorbilder und die Erfindung von Handlungsräumen und Lichtführungen hinweg. Biblische Motive wie profane zu inszenieren, verlangt von dem Medium Bild, das Unbegreifliche und Unglaubliche als möglich erscheinen zu lassen. Das Wunder ereignet sich in der Spiegelbildlichkeit des Dargestellten. Die Medusa stirbt an ihrem eigenen Anblick, das Haupt des getöteten Goliaths lebt noch. Schließlich entspricht dem scheinbaren Vorstoß aus dem medialen Raum in den realen Raum die Einladung an den Betrachter, sich umgekehrt in das Bildgeschehen hineinzuversetzen.

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Jürgen Harten

studierte Kulturanthropologie und Kunstgeschichte in Hamburg und München. Er war langjähriger Leiter der Kunsthalle Düsseldorf sowie Gründer und Direktor des Museum Kunstpalast. Seit 2003 lebt er in Berlin. Er kuratierte wegweisende Ausstellungen zu den Werken Marcel Broodthaers’ (1972), Gerhard Richters (1986), Anselm Kiefers (1984), Pollocks/Siqueiros’ (1995), Michail Wrubels (1997) und Caravaggios (2006). Als deutscher Kurator der Berliner Festspiele war er leitender Funktionär des Projekts »Berlin-Moscow/Moscow-Berlin 1950–2000« (2003–04), das umfangreiche Ausstellungen im Berliner Martin-Gropius-Bau und dem Staatshistorischen Museum Moskau beinhielt.

Nike Bätzner (Hg.): Die Aktualität des Barock

Nike Bätzner (Hg.)

Die Aktualität des Barock

Broschur, 288 Seiten

PDF, 288 Seiten

Die Künste der historischen Epoche des Barock werden assoziiert mit Opulenz und Übersteigerung, der Lust am Illusionistischen und Theatralischen, einer obsessiven Beschäftigung mit dem Vanitas-Gedanken sowie intermediären Grenzverschleifungen. In diesem großen ›Welttheater‹ dreht sich alles um das Spiel mit Virtualität und Realität, um Täuschung und Enttäuschung inmitten eines komplexen Geflechts von Verweisen, das eingebettet ist in einen Fluss permanenter perspektivischer Verschiebungen. Ausgehend von diesem Geflecht lässt sich das Barocke auch als Geisteshaltung verstehen, die unabhängig von bestimmten historischen Zeiten greifbar wird. Dementsprechend betrachtet dieser Band künstlerische Positionen vom 16. bis 21. Jahrhundert, deren Ideenhintergrund und Verfahrensweisen unter dem Aspekt des Barocken. In den Blick genommen wird auch die daran geknüpfte Diskurs- und Rezeptionsgeschichte.