Anselm Franke und Bruno Latour diskutieren Animismus im Kontext der »modernen Verfassung«, die im Denken eine absolute Grenze zwischen Kultur und Natur zieht, diese Grenze aber in ihren Praktiken sogleich wieder überschreitet. Für Latour liegt die Schwierigkeit nicht darin, Animismus zu verstehen – nichtmenschliche Akteure hatten immer Handlungsfähigkeit. Erklärungsbedürftig ist vielmehr die Szene, in der der Animismus zum Anderen jenes seltsamen Naturalismus wurde, der die Seele ausstreicht und die Materie für tot erklärt, um sie dann mit Sprache auszustatten und die Fakten für sich sprechen zu lassen. Wenn die »Verfassung« nie gelebt wurde, so stellt sich für Franke die Frage nach den Realitäten, die sie als Szenographie produziert hat. Das moderne Konzept des Nicht-Animierten und sein negativer wie imaginärer Spiegel, der Animismus, trugen einerseits zu Ausbeutung und Auslöschung der Nicht-Modernen bei. Andererseits produzierten sie zugleich eine moderne Psychopathologie, die zwischen Allmachtsphantasien und vollständiger Ohnmacht hin- und herspringt. In diesem Sinne scheinen moderne Kunst und Bildökonomien, die auf der einen Seite die Dualismen beständig unterlaufen, um sie auf der anderen Seite sogleich wieder zu bestätigen, in derselben paradoxen Szenographie gefangen.