Nutzerkonto

Verena Krieger: Strategische Uneindeutigkeit
Strategische Uneindeutigkeit
(S. 29 – 56)

Verena Krieger

Strategische Uneindeutigkeit
Ambiguierungstendenzen »engagierter« Kunst im 20. und 21. Jahrhundert

PDF, 28 Seiten

Verena Krieger verortet die aktuelle engagierte Kunstproduktion vor einem historischen Hintergrund. Dabei stellt sie fest, dass entgegen früheren Positionen wie etwa derjenigen von Käthe Kollwitz oder auch noch Hans Haacke die Kunstschaffenden heute ihr Arbeiten nicht mehr hinsichtlich eindeutiger Lesbarkeit gestalten, vielmehr »komplexe, ambivalente, übercodierte oder vollends unbestimmte Zeichenkonglomerate« entwerfen. Sowohl das Konzept der Ambiguität als auch die Idee des engagierten Künstlers verfestigten sich als Kategorien im Zuge der Autonomisierung der Kunst im Verlaufe des 19. Jahrhunderts. Die aktuelle Etablierung der Ambiguität als Gütesigel hochwertiger Kunst wiederum hatte den strukturellen Ausschluss politischen Engagements zur Folge: Eindeutige Botschaften gelten als Propaganda und verlieren damit ihren Kunstcharakter, so skizziert Krieger die gegenwärtige Konstellation. Entlang exemplarischer Ambiguierungsstrategien wie der subversiven Affirmation und der mimetischen Indifferenz diskutiert die Autorin engagierte künstlerische Verfahren in der Gegenwart und verweist dabei auf ihre jeweilige gesellschaftliche Bedingtheit.

  • Kunstkritik
  • Öffentlichkeit
  • Gegenwartskunst
  • Politik

Meine Sprache
Deutsch

Aktuell ausgewählte Inhalte
Deutsch, Englisch, Französisch

Verena Krieger

ist Kunsthistorikerin und hat seit 2011 den Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der Universität Jena inne. Zuvor war sie Professorin an der Universität für angewandte Kunst Wien (2008–2011) sowie Gast- und Vertretungsprofessorin in Stuttgart, Bern, Jena, München und Karlsruhe. Ihre Forschungsthemen umfassen: Ambiguität in der Kunst, Konzepte des Künstlers und der Kreativität, Avantgarde und Politik, Methodenfragen der Kunstgeschichte sowie Genderkonstruktionen in der Frühen Neuzeit und Moderne.

Rachel Mader (Hg.): Radikal ambivalent

Wie ist das Verhältnis zwischen Kunst und Politik heute? Erzielt engagierte Kunstproduktion Wirkungen im öffentlichen, politischen Raum? Wie ist es um die Lesbarkeit von visuellen Botschaften in Kunst und Kultur bestellt? In jüngster Zeit treten zunehmend mehrdeutige und unentschiedene Codes und Zeichen an die Stelle einer klaren und deutlichen Bildsprache. Während die einen dafür die Komplexität der Inhalte und Vielfalt der Formen verantwortlich machen, interpretieren andere dies als politische Strategie der Verweigerung gegenüber einer Instrumentalisierung. Der Tenor der Kunstkritik ging in den letzten Jahren sogar so weit, die Uneindeutigkeit zum Qualitätsmerkmal gehaltvoller Kunst schlechthin zu erheben. Die in dieser Publikation versammelten Aufsätze hinterfragen das Phänomen »Ambivalenz« aus kritischer Perspektive und untersuchen seine Mechanismen und gesellschaftlichen Funktionen.