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Christa M. Haeseli: Modesty Blaise
Modesty Blaise
(S. 75 – 87)

Kleidung als ›camp celebration‹?

Christa M. Haeseli

Modesty Blaise
Kleidung als ›camp celebration‹?

PDF, 13 Seiten

Christa Haeseli fragt in ihrem Beitrag danach, ob die Kleidung in Joseph Loseys Comic-Verfilmung Modesty Blaise (UK/US 1966) eine reine camp celebration, ein ästhetizistisches Spiel mit Oberflächen ohne Tiefendimension sei. Dabei stellt sich heraus, dass der Film einerseits die von Hollywoodfilmen geprägte Erwartung enttäuscht, dass Kleider narrative Funktion haben und somit sinnstiftend wirken sollen: Er zitiert Elemente der Op und Pop Art und führt ein Spiel mit Identitäten und Realitäten auf. Andererseits weist sein Umgang mit Kleidung eine dem Genre des Spionagefilms entsprechende und stellenweise durchaus gesellschaftskritische narrative Komponente auf. Die ostentative Inszenierung von Oberflächen bedeutet somit nicht zwingend die Negierung von Sinnhaftigkeit, sondern erzeugt einen spielerischen, dem Vergnügen zugewandten Sinn, der mit Roland Barthes als »stumpfer Sinn« charakterisiert werden kann.

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Christa M. Haeseli

hat Germanistik, Filmwissenschaft und Philosophie in Zürich und Berlin studiert. Seit Oktober 2005 ist sie Assistentin und Lehrbeauftragte für Ältere deutsche Literatur am Deutschen Seminar der Universität Zürich. Sie arbeitet an einem Dissertationsprojekt zur Performativität alt- und mittelhochdeutscher Zaubersprüche.

Weitere Texte von Christa M. Haeseli bei DIAPHANES
  • Vorwort

    In: Die Gruppe »Oberflächenphänomene« (Hg.), Mehr als Schein

Die Gruppe »Oberflächenphänomene« (Hg.): Mehr als Schein

Oberflächen galten und gelten gemeinhin als suspekt: Sie scheinen nur der Zier, wenn nicht gar der Irreführung zu dienen, denn der Schein, so heißt es seit jeher, trügt. Das Wesentliche dagegen – Inhalt, Bedeutung, Wahrheit – wird in der Tiefe vermutet. Der vorliegende Band diskutiert nicht das vermeintlich Defizitäre der Oberfläche, sondern das, was sie in erster Linie ist: ein ästhetisches Phänomen, das von Inhalten nicht ablenkt oder sie schmückt, sondern sie überhaupt erst prägt und ihnen sinnliche Dimension verleiht. Die Beiträge aus Filmwissenschaft, Kunstgeschichte, Literatur- und Theaterwissenschaft sind vereint durch das Forschungsinteresse an den ästhetischen und medialen Umwertungen, welche die Effekte und Erscheinungen von Oberflächen rund um die bürgerliche Episteme der Tiefe erfahren haben. Feudale Kunstwerke, antibürgerliche Avantgardebewegungen, neue Medien sowie postmoderne Theorieansätze haben je spezifische Ästhetiken und Theoreme der Oberfläche geboten, welche die Erscheinungs- und Bedeutungsvielfalt des Begriffs deutlich machen, seine Metaphorik ausloten lassen und Annäherungen an seine Komplexität ermöglichen.

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