Nutzerkonto

Olga Goriunova: Die Kraft der digitalen Ästhetik
Die Kraft der digitalen Ästhetik
(S. 70 – 87)

Die Kraft der digitalen Ästhetik. Über Meme, Hacking und Individuation.

Olga Goriunova

Die Kraft der digitalen Ästhetik
Über Meme, Hacking und Individuation

Übersetzt von Reiner Ansén und Erich Hörl

PDF, 18 Seiten

Der vorliegende Aufsatz befasst sich mit Memen, digitalen Artefakten, die viralen Charakter annehmen und global populär werden, und zwar als ästhetischer Trend, der nicht nur subjektive, kollektive und politische Werdensprozesse anregt, sondern diese auch antreibt und formt. Im Anschluss an Simondon und Bachtin werden Meme zunächst als ästhetische Objekte betrachtet, die Individuation vermitteln. Hier wird eine Resonanz zwischen psychischer, kollektiver und technischer Individuation erzeugt und im ästhetischen Vollzug des Selbst, des Kollektivs und der Technik in den unterschiedlichen Performanzen von Mem-Kulturen immer wieder neu inszeniert und in Kraft gesetzt. Folgt man sodann Memen in ihrer Fabrikation, von ihrer ›Geburt‹ bis zum Übergreifen auf größere soziale Netzwerke, zeigt sich, dass ihre expressive Form auf spezifischen technischen Architekturen und Eigenarten einiger weniger Plattformen basiert; unter ihnen vor allem das Imageboard 4chan. Hier konzentriert sich die Quelle der verschiedenen Machtformen von Memen. Meme sind aufs Engste mit dem Bulletin Board von 4chan verknüpft, der Geburtsstätte der Hacker-Netzwerke Lulzsec und Anonymous. Die Architektur von Memen als Erbe einiger weniger spezifisch menschlich-technischer Strukturen prägt ihrerseits die Erzeugung von neuen Plattformen (Mem-Generatoren), Formen vernetzten Ausdrucks und ästhetischer Arbeit in den Lebenszyklen der Vermittlung.

  • Digitale Ästhetik
  • Gilbert Simondon
  • Meme
  • Michail Bachtin
  • Social Media
  • Individuation

Meine Sprache
Deutsch

Aktuell ausgewählte Inhalte
Deutsch, Englisch, Französisch

Olga Goriunova

is a cultural theorist working with technological cultures, media philosophy and aesthetics. Her research is interdisciplinary and draws upon theories of computing, art, philosophy, literature and film. Her main interests lie in the processes of subjectivation in relation to technology and aesthetics, but also in thinking beyond the human, in terms of posthuman ecologies. She is a founding co-editor of open access peer-reviewed journal Computational Culture, a Journal of Software Studies. Among her books are: Art Platforms and Cultural Production on the Internet (Routledge, 2012) and Bleak Joys: Aesthetics of Ecology and Impossibility (University of Minnesota Press, 2019). She edited Readme. Software Arts and Cultures (Aarhus University Press, 2004) and Fun and Software: Exploring Pleasure, Pain and Paradox in Computing (Bloomsbury, 2014).
Weitere Texte von Olga Goriunova bei DIAPHANES
Gesellschaft für Medienwissenschaft (Hg.): Zeitschrift für Medienwissenschaft 8

Der Schwerpunkt MEDIENÄSTHETIK findet seinen Ausgangspunkt in einer Beobachtung Félix Guattaris, die in ihrer ganzen Dringlichkeit vermutlich erst heute einzusehen ist: Die Produktion von Subjektivität, die mit der allgemeinen Kybernetisierung der Lebensform einhergeht, wurde von Guattari als eine Frage der Ästhetik pointiert. Die medientechnologische Situation, die hinter dieser Neubewertung des Ästhetischen steckt, hat sich in den letzten zwanzig Jahren durch den Eintritt in eine Prozesskultur, wie sie die multiskalaren, netzwerkbasierten, environmentalen Medien des 21. Jahrhunderts bringen, ebenso verschärft wie ausdifferenziert.

Gastredaktion: Erich Hörl, Mark B. N. Hansen

Inhalt