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Literatur

The matrix for »Tombeau pour cinq cent mille soldats«
The matrix for »Tombeau pour cinq cent mille soldats«

Pierre Guyotat

The Prison

Our prison was encircled by marshland where birds and sick dogs came to die. At night we could hear their cries and death rattles. We could see nothing of the town except its smoke and its dying animals. Prisoners on the second floor watched those washed-out cats and dogs die, lying down then struggling in the mud like birds caught in lime; famished cats jumped on those with gaping wounds and tore them open. From the cellar where we had been...
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Aktuelle Texte

Ann Cotten

Das Schöne, Mensch, ist das nicht objektiv?

— Inwiefern bist du Kommunistin – da wir das definieren ­müssen: jemand, die überzeugt ist, dass eine von Grund auf andere Orga­nisationsform des gemeinschaftlichen Lebens den Menschen gut­tun würde, –

— Moment, ist das nicht auch ein Monarchist oder ein Sektenführer?

— Mit Fokus auf Gerechtigkeit.

— Aber die Leute sollen anders sein, ja?

— Total anders.

— Bist du nicht einfach Misanthropin?

 

––––––––––––––––––––––

 

— Nein, weil es gibt Leute, die ich sehr mag, und ich verstehe deswegen nicht, warum die meisten so dumm, oarsch und nervig sind.

— Die meisten Leute stört das nicht so sehr wie dich, wie die anderen sind.

— Ach ja? In meiner Beobachtung stört die meisten Leute alles, was anders ist als sie. Deswegen braucht es Regeln, wie man sich anständig verhält gegenüber Leuten, die man zum Großteil nicht mag.

— Du hast gerade sehr gelitten in einem Zugabteil mit zwei jungen Großmüttern, die miteinander ins Gespräch gekommen sind, während du »arbeiten« wolltest. Und...

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Aktuelle Texte

Angelika Meier

Dreifaltigkeit meiner Zwirnspulenexistenz

In perfekt sitzender Uniform, die Hakenkreuzbinde frisch aufgebügelt, stehe ich in einer langen Schlange in einer amerikanischen Behörde, um einen Antrag auf einen total war zu stellen, doch nach stundenlangem Schlangestehen teilt mir der freundliche Sachbearbeiter mit, dass das application form for foreign aggressions im Saal nebenan zu erbitten sei. Da ich ein depressiver Faschist bin, lasse ich trotz meiner feschen braunen Uniform den Kopf immer recht schnell hängen und beschließe daher, für heute Schluss und lieber erst morgen den nächsten Versuch zu machen. Am nächsten Morgen stehe ich so auch tatsächlich wacker in der richtigen Schlange, habe dann aber nicht alle Papiere zusammen, um ordnungsgemäß einen total war zu beantragen. Neben der Geburtsurkunde (Original, keine Kopie!) fehlen mir zwei weitere Empfehlungsschreiben amerikanischer Staatsbürger. Man braucht fünf. Aber – ich dachte, drei… Nein, fünf insgesamt! Lächelnd hebt die Sachbearbeiterin ihre rechte Hand, die Finger anschaulich gespreizt. Wo ich doch aber schon...

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Angelika Meier

Die Auflösung des Hauses Decker

Auf meinem Zimmer pflanzte ich mich als unschöne Mulde in die Mitte der viel zu dicken Bettdecke und verbarg eilig meine Ohren unter dem voluminösen Noise-Cancelling-Kopfhörer, der freilich nur so heißt, denn tatsächlich gecancellt wird der Noise leider nicht, aber immerhin doch gedämpft. Die Frage meiner Unterbringung hatte sie gar nicht angeschnitten, nur mit einem desinteressierten Ach so zur Kenntnis genommen, dass ich für das Vorstellungsgespräch extra aus München angereist gekommen war. Noch eine Nacht konnte ich bezahlen, aber dann...
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