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Literatur

Durch die amerikanische Nacht
Durch die amerikanische Nacht

Mike Wilson

Rockabilly

Mein Kopf ist schwer, es kostet mich einige Mühe, die Augen zu öffnen, mein Körper ruht reglos auf dem ­Lay-z- Boy-Sessel, meine Hände reagieren nicht, bleierne Lappen, es gelingt mir, durch die Lider zu blinzeln, ich sehe verschwommene Schatten. Ich presse die Stirn gegen das Fenster und schirme das Licht mit den Händen ab, um zu sehen, was sich in der Dunkelheit des Nachbargartens abspielt. Es fällt mir schwer, aber die Augen passen sich an das Dunkel an. Rockabillys verschwitzter...
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Aktuelle Texte

Maël Renouard

Psychopathologie de la vie numérique

Psychopathologie de la vie numérique. Une nuit de septembre 2016, je rêve que c’est la rentrée et que je dois donner un cours. Il y a des années que je n’ai pas enseigné. Je suis projeté là, in medias res, dans un établissement de nature indéterminée. Je n’ai absolument rien préparé ; je n’ai avec moi aucun livre, aucun crayon, aucune feuille de papier. Je n’ai jamais su improviser. J’ai longtemps espéré d’en être un jour capable, l’expérience et le temps ayant fait leur œuvre ; cela ne s’est pas produit. Quelquefois, par flemme ou parce que j’avais beaucoup à faire par ailleurs, j’ai repoussé indéfiniment la préparation d’un cours, en songeant alors, eh bien, à Dieu vat, ce sera l’occasion d’improviser – et le résultat n’a pas été heureux. L’épreuve s’annonce donc rude, mais, pour essayer de me rassurer, je l’aborde en jouant avec l’idée que cette fois-ci, enfin...

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Aktuelle Texte

Maël Renouard

Psychopathologie des digitalen Lebens

Früher passierte es uns, Strophen von Gedichten, historische Fakten, theoretische Sätze, lateinische Wörter, etc., zu vergessen, Dinge, die man uns in der Schule lernen ließ, weil die früheren Generationen sie für wesentlich gehalten hatten – oder solche, die wir uns aus Lust, aus eigener Neigung angeeignet hatten, die aber nichtsdestoweniger aus unserem Geist zu entfliehen drohten, wenn wir uns nicht anstrengten, sie festzuhalten. Unser Gedächtnis der äußeren Kenntnisse schien verwundbar und von unserem Willen abhängig, unser persönliches Gedächtnis dagegen hatte etwas von einer Festung. Von Zeit zu Zeit wusste man nicht mehr, wer 1952 Ratspräsident oder 1970 Fußball-Weltmeister gewesen war, aber man konnte sich sagen, dass es zumindest ein Ding gab, das man niemals vergäße oder das man, es sei denn durch einen tragischen Unfall, niemals so vergessen würde wie alles Übrige, nämlich unser eigenes Leben.

Jetzt, da wir mit dem Internet über ein gigantisches mnemonisches Hilfsmittel verfügen, das fähig ist, fast...

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Halluzinatorische Kraft, literarische Finesse
Halluzinatorische Kraft, literarische Finesse

Gomes/Thermann

Berge, Quallen

Auf Błaszczykowskis Schreibtisch stand neben übereinandergestapelten Bänden eines Medizinlexikons ein gräulich flackernder Computer­bildschirm. Seit mehreren Minuten versuchte Błaszczykowski, die Stirn in die linke Hand gepresst, seiner Müdigkeit einen Angriffsplan über den Königsflügel abzuringen, doch das Schachbrett zerfloss immer wieder vor den zufallenden Lidern. »Dr. Błaszczykowski!« Eine Frauenstimme riss ihn aus dem Halbschlaf, die Deckenlampen gingen an. »Sie müssen in die Notaufnahme!« In der Tür stand eine Krankenschwester, mit Hüften, die breiter als ihre Schultern waren. »Es ist dringend, Herr Doktor!«...
  • serielles Gedächtnis
  • Theorie des Romans
  • Fiktion
  • Gegenwartsliteratur
Aktuelle Texte

Ann Cotten

Das Schöne, Mensch, ist das nicht objektiv?

— Inwiefern bist du Kommunistin – da wir das definieren ­müssen: jemand, die überzeugt ist, dass eine von Grund auf andere Orga­nisationsform des gemeinschaftlichen Lebens den Menschen gut­tun würde, –

— Moment, ist das nicht auch ein Monarchist oder ein Sektenführer?

— Mit Fokus auf Gerechtigkeit.

— Aber die Leute sollen anders sein, ja?

— Total anders.

— Bist du nicht einfach Misanthropin?

 

––––––––––––––––––––––

 

— Nein, weil es gibt Leute, die ich sehr mag, und ich verstehe deswegen nicht, warum die meisten so dumm, oarsch und nervig sind.

— Die meisten Leute stört das nicht so sehr wie dich, wie die anderen sind.

— Ach ja? In meiner Beobachtung stört die meisten Leute alles, was anders ist als sie. Deswegen braucht es Regeln, wie man sich anständig verhält gegenüber Leuten, die man zum Großteil nicht mag.

— Du hast gerade sehr gelitten in einem Zugabteil mit zwei jungen Großmüttern, die miteinander ins Gespräch gekommen sind, während du »arbeiten« wolltest. Und...

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