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Literatur

»Wenn man eine solche Frau hat, lässt sich auch in Berlin leben.«
»Wenn man eine solche Frau hat, lässt sich auch in Berlin leben.«

Maria Zinfert

Lili Kracauer. Eine biographische Skizze

»Wenn man eine solche Frau hat, lässt sich doch auch in Berlin leben«, bemerkt Ernst Bloch im Sommer 1931 in einem Brief an den Freund Siegfried ­Kracauer.1 Die Frau, um die es hier geht, ist keine andere als Lili Kracauer. Mitte der 1920er Jahre hatte sie Kracauer in Frankfurt am Main kennengelernt und war mit ihm nach ihrer Heirat im März 1930 nach ­Berlin übergesiedelt. Weitere Stationen des gemeinsamen Lebens waren Paris und – nach ihrer Flucht vor den Deutschen...
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Johannes Binotto

Der Zähmung widersprechen

Von der Zähmung zu sprechen und ihr zu widersprechen muss damit anfangen, das Wort selbst zum Reden zu bringen. »Zahm« – der rätselhafte Ausdruck geht auf dieselben sprachgeschichtlichen Wurzeln zurück wie die Wörter »Damm« und »Zimmer«. Das Zähmen, so macht die Etymologie damit bereits klar, ist ein Akt der Eindämmung, des Abscheidens und der Einpassung. Was einmal gezähmt wurde, hat seither einen klar begrenzten Ort, seine eigene Kammer, in die es fortan nicht einmal mehr eingesperrt werden muss, weil es das Zimmer in Form seiner Zähmung dauernd mit sich herumträgt. Der zahme Bär an der Leine des Schaustellers, wie man ihn noch Anfang des 20. Jahrhunderts auf den Jahrmärkten vorführte, schien zwar auf dem offenen Dorfplatz zu stehen, steckte dabei aber doch eigentlich im grausamen Käfig seines Dompteurs, den dieser ebenso eng wie unsichtbar um ihn gezimmert hatte.

Noch suggestiver ist da das Französische, wo man das zahme Tier »animal privé«...

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Ein Roadtrip ohne Road

Mário Gomes

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Es gibt kein absolutes Besonderes.

Rolf Bossart, Milo Rau

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Hinter einem Gemälde in der Antike steckt immer ein Buch
Hinter einem Gemälde in der Antike steckt immer ein Buch

Pascal Quignard

Die römische Malerei

Wie kann man ein antikes Gemälde entschlüsseln? Aristoteles erklärt in seiner Poetik, dass die Tragödie aus drei verschiedenen Bausteinen besteht: der Erzählung, dem Charakter, dem Ziel ­(mythos, ethos, telos). Absicht der Malerei ist es zu zeigen, wie eine Situation den Charakter offenbart. Es handelt sich darum, den mythos, den das Fresko erzählt, und das ethos der Hauptperson im Augenblick des telos oder kurz vor dem telos zusammenfallen zu lassen. Die beste Ethik ist entweder eine Folge des Handelns: Troja in...
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Dietmar Dath

Im Schlaf sieht Patrick, was er wach nicht glaubt.

Im Schlaf sieht Patrick, was er wach nicht glaubt:

Das Verzeichnis rechnet alles an. Ankündigungen von Belohnung, meist unwahr, leuchten auf und sterben. Der dopaminergische Haushalt ernährt die Liste. Limbische Strukturen tragen sie. Hirn heißt Haus, hat angeblich Fenster.

Es sind aber Langzeitbilder der Vergangenheit.

 

Sechs Minuten nach vier Uhr früh wacht Patrick von einem Störgeräusch auf.

Er liegt im kleinen Zimmer. Renate schläft im großen.

»Vielleicht hab’ ich nachts ’ne Idee«, hat er ihr

seinen Umzug auf die Couch erklärt, »die muss ich denen dann schicken. Wir reichen das Ding übermorgen ein.« Er fürchtet sich davor, im Schlaf zu sagen, was er von Kerstin weiß, wenn er neben Renate liegt. Im Dunkeln spürt er, dass der Raum ihn anbrummt. Das Hirn gibt dem Brummen Antwort, singt Zucker und Proteine, spricht perineurales Geflecht, das Herausbildung und Funktion der Synapsen kontrolliert, die alle zwischenzelluläre Kommunikation der Neuronen steuern.

Patrick fröstelt von den Füßen her.

Er möchte bei Renate bleiben,...

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