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Alice Ceresa: Mädchen

Alice Ceresa

Mädchen

Übersetzt von Marie Glassl

Broschur

Erscheint am 22.03.2027

Experimentelle Intelligenz & kindliche Erinnerung

Einer Ethnologin gleich, die in einer fremden Welt das Verhalten einer unbekannten Spezies zu erkunden sucht, seziert Ceresas kritischer literarischer Blick, diejenige Institution, die uns vielleicht noch immer als die natürlichste erscheint: die heteronormative patriarchale Familie. Wir betrachten die Figuren von Vater, Mutter und insbesondere zwei kleine Töchter, in ihrer gewohnten Umgebung. Etui-Menschen, eingezwängt in eine Puppenstube, eine Welt voller Konventionen und Traditionen, voller scheinbar notwendiger Interieurs und Bedeutungen, die sie zu ersticken drohen.

 

Ceresa erzählt die Geschichte der Schwestern als eine Narration der Kindheit und Parabel des Mädchen-Seins: Eine undenkbare Geschichte, eine unmögliche Erzählung des Selbst. Durch die Fenster des Hauses verfolgen wir die frühe Kindheit, die gesellschaftliche Subjektivierung und familiäre Normierung als »Mädchen«. In ihrer Jugend erzählen die Schwestern selbst die Geschehnisse ihrer Konditionierung und (un)möglichen Befreiung, sich weiterhin selbst entfremdet, durch die Brille ihrer Erinnerung.

 

Mit beißender Ironie und eiskalter Schärfe durchleuchtet Ceresa die Mechanismen der traditionellen Kernfamilie, in der jedes Mitglied gezwungen ist, eine Rolle zu spielen, die durch zwei unumstößliche Grenzen bestimmt ist: Geschlecht und Alter.

 

Ceresa beschreibt in Mädchen ein Erwachsen-Werden zwischen Herrschaft und Ermächtigung, das stets zugleich den Verlust und die Gewinnung einer eigenen Stimme und Geschichte bedeutet.

»Auf halbem Weg zwischen Georges Perec und Agota Kristof« – Télérama

Meine Sprache
Deutsch

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Deutsch, Englisch, Französisch

Alice Ceresa

Alice Ceresa

Alice Ceresa, geboren 1923 in der Schweiz, lebte bis zu ihrem Tod 2001 als Übersetzerin, Journalistin und Schriftstellerin in Rom. Dort stand sie der literarischen Avantgarde ebenso nahe wie der feministischen Bewegung. Ihr Schreiben hinterfragt die sprachlichen und politischen Hegemonien eines exklusiven gesellschaftlichen »Wir«, zielt auf die sprachliche Darstellung ­dessen, was nicht gesagt werden kann.
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