Wer wollte heutzutage leugnen, dass Bilder als Machtinstrumente eingesetzt werden. Karikaturenstreit, Folterfotos, Videobotschaften, die Endlosschleifen der Fernsehbilder des 11. September, Ballerspiele... Rund um die Uhr berieselt uns das Fernsehen mit Schreckensbildern und Gewaltdarstellungen in jeder Form, die uns abstumpfen, aber auch – so die populäre Ansicht – für die wachsende Gewalt unserer Gesellschaften mitverantwortlich sind.
Marie-José Mondzain drängt uns zum Ausgang aus der resignierten Gleichgültigkeit gegenüber den Bildern. Anstatt jedoch die Gewalt des Bildes selbst anzuprangern und zu einem Verbot bestimmter Bilder aufzufordern, fragt sie nach der Geschichtlichkeit von Bildern der Gewalt und danach, ob es denn wirklich das Bild selbst ist, das Gewaltexzesse provoziert.
Wie sie zeigt, ist es gerade das Bild, welches das Christentum in den zwanzig Jahrhunderten seines Bestehens begründet und bis ins letzte durchdekliniert hat: »Die Passion Christi, und das ist zugleich die Passion des Bildes, hat sich im Bild der Passion abgespielt.«
Ein Plädoyer gegen unhinterfragte Sehverbote und ein Anstoß zum bewussten Umgang mit den Bildern.