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Roberto Esposito: Immunitas

Roberto Esposito

Immunitas
Schutz und Negation des Lebens

Übersetzt von Sabine Schulz

Broschur, 256 Seiten

PDF, 256 Seiten

Virus, Gemeinschaft, Immunität

Was haben rechtliche Ausnahmeregelungen mit ­medizinischer Prävention, Cyber­attacken mit Pandemien, die Fürsorge des Wohlfahrtsstaates mit brutalen Grenzregimes zu tun? Profund und konzis entwickelt der Philosoph Roberto Esposito den Begriff »Immunität« als ein Grundparadigma an den Schnittstellen von Recht, Medizin und Politik. Entfaltet wird eine aus der Rechtssphäre stammende dialektische Figur von Einschluss und Ausschluss, deren ­Virulenz nicht zuletzt im Licht der gegenwärtigen Covid-19-Krise in ihrer ganzen Tragweite erkennbar wird.

 

Je stärker das Gefühl des Ausgesetztseins gegenüber dem Risiko von Infiltration und Ansteckung wird, desto mehr zieht sich das Leben des Einzelnen wie der Gesellschaft in das Innere der eigenen, schützenden Grenzen zurück. Und ebenso wie der Körper des Einzelnen kennt auch der Kollektivkörper die »Impfung« durch von außen ­kommende »Übel«. Doch je beschleunigter und universeller in unseren heutigen Gesellschaften Gefahren diffundieren, desto kompakter arbeiten zirkuläre Mechanismen der Immunisierung  an deren Abwehr. Wenn der Schutz aber selbst zu einem der größten Risiken wird, dann ist »Immunität« die innere Grenze, welche jede Gemeinschaft durchschneidet.

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  • Wissensgeschichte

»Erst als die Menschen sich ohne Grenzziehungen vor An­­steckung immunisierten, konnten sie eine politische Gesellschaft ins Leben rufen, die von der ­Trennung zwischen den Gütern eines jeden Einzelnen definiert wird. Die Festlegung des Eigenen aber markiert das Ende des Gemeinen. Seither ist die ganze Geschichte der Menschheit in einer un­­gelösten Dialektik zwischen den Polen Chaos und Ordnung, Identität und Differenz, Kommunität und Immunität verstrickt: Wann immer »Volkes Freiheit« überwiegt, im Rom der Republik oder im modernen Europa, kehren gewisse Merkmale der außergesetzlichen Gemeinschaft wieder, mit all den Potentialitäten, aber auch all den Risiken, die dem innewohnen. Daher die Notwendigkeit einer – religiösen, juristischen, gesellschaft­lichen – Hemmung, die mittels  immunisierendem Gegendruck den Auflösungsdrang der communitas einzudämmen vermag.«

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Roberto Esposito

Roberto Esposito

lehrt theoretische Philosophie an der Scuola Normale Superiore di Pisa. Er arbeitete wiederholt mit Jean-Luc Nancy und Giorgio Agamben zusammen und unterrichtete regelmäßig in den USA (UCLA, Columbia University), wo er als Hauptvertreter der »Italian Theory« viel beachtet wird. Seine Bücher sind inzwischen in rund ein Dutzend Sprachen übersetzt.

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