Nutzerkonto

Ulrike Haß: Die zwei Körper des Theaters
Die zwei Körper des Theaters
(S. 139 – 159)

Ulrike Haß

Die zwei Körper des Theaters
Protagonist und Chor

PDF, 21 Seiten

Die doppelte Anlage des Theaters und seine doppelte Körperschaft datieren aus der antiken Konstellation. Sie sind für das Theater derart wesentlich, dass sie trotz aller Formveränderungen des Theaters nie aufgegeben, sondern immer wieder neu konstituiert worden sind. Ihr Zusammenhang lässt sich mit einer Formel von Jean-Luc Nancy als »singulär plural sein« bezeichnen. Sofern diesen beiden Termen singulär und plural im Theater jeweils eigene Bühnen, Figuren und Körper entsprechen, kann das Theater nicht auf der einen oder der anderen Seite spielen, sondern nur dazwischen. Entsprechend treten die Bühne des Theaters, seine Figuren und Körper nicht als solche, sondern als Konfigurationen auf, in denen sie mit, unter oder gegeneinander erscheinen und sich als solche vollständig durchdringen.

  • Jean-Luc Nancy
  • Gegenwartskunst
  • Kontingenz
  • Theaterwissenschaft
  • Technologie
  • Ökonomie
  • Politik
  • Theater
  • Teleologie
  • Sinn
  • Gespräch

Meine Sprache
Deutsch

Aktuell ausgewählte Inhalte
Deutsch, Englisch, Französisch

Ulrike Haß

ist Theaterwissenschaftlerin und Publizistin. Bis zu ihrer Emeritierung 2016 lehrte sie als Professorin an der Ruhr-Universität Bochum. Gastprofessuren u.a. in Paris und Frankfurt am Main. Aktuelle Buchpublikation: Kraftfeld Chor (Berlin 2020), das dem antiken Chor und seinem Nachleben bei Kleist, Beckett und Jelinek gewidmet ist.

Weitere Texte von Ulrike Haß bei DIAPHANES
Marita Tatari (Hg.): Orte des Unermesslichen

Das Ende der Geschichtsteleologie wird als Voraussetzung einer Reflexion über die gegenwärtigen Künste begriffen. Jedoch bleiben gerade diejenigen ästhetischen und theaterwissenschaftlichen Diskurse, die in den neuen Kunstformen eine Überwindung der Tradition sehen, teleologisch. Vielleicht ist aber dieses Ende, das wir erleben, nicht als Überwindung, Bruch, Sprengung oder Verabschiedung zu verstehen, sondern – so eine Formulierung von Jean-Luc Nancy – als Mutation unseres Bezugs zu unseren Zwecken. Das vorliegende Buch diskutiert diesen Ansatz angesichts des Verhältnisses von Kunst und Politik, der Entwicklung der Technologie und der gegenwärtigen Finanzökonomie. Es stellt die Frage, was diese Mutation für die Analyse der Theatergeschichte und der Theaterpraxis bedeutet.