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Martina Wagner-Egelhaaf: Vom Glanz der Rede
Vom Glanz der Rede
(S. 239 – 253)

Martina Wagner-Egelhaaf

Vom Glanz der Rede

PDF, 15 Seiten

In ihrem Beitrag untersucht Martina Wagner-Egelhaaf den schönen Schein der Redekunst von den Sophisten bis ins 20. Jahrhundert. Anhand von sophistischen Positionen macht sie deutlich, dass der Glanz einer Rede durch die gelungene Übereinkunft von Form und Inhalt erzeugt wird und zur Überredung des Publikums dient. Mit Platons Rhetorikkritik eröffnet sie die Geschichte ambivalenter Haltungen glänzenden Reden gegenüber. So lässt deren blendendes Moment Platon die Rhetorik zu den ›oberflächlichen‹ Künsten zählen, dennoch bedarf die Philosophie ihres einleuchtenden Effektes. In der klassischen Rhetorik muss dann der Glanz einer Rede, um nicht ins Zwielicht zu geraten, vom Ethos des Redners aufgefangen werden. Von der aufklärerischen Kritik der Rhetorik als falschem Schein erholt sich letztere erst wieder durch ihre Renaissance in Praxis und Theorie des 20. Jahrhunderts: Auf der Grundlage moderner Episteme, die nicht mehr zwischen Form und Inhalt trennt, trägt der Glanz der Rede dazu bei, dass die Opposition von rhetorischer Oberfläche und inhaltlicher Tiefe ins Schillern gerät.

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Martina Wagner-Egelhaaf

studierte Germanistik und Geschichte in Tübingen und habilitierte in Konstanz. 1995–1998 war sie Professorin für Neugermanistik insbesondere Literaturtheorie und Rhetorik an der Ruhr-Universität Bochum. Seit 1998 ist sie Lehrstuhlinhaberin für Neuere deutsche Literatur unter besonderer Berücksichtigung der Moderne an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Die Gruppe »Oberflächenphänomene« (Hg.): Mehr als Schein

Oberflächen galten und gelten gemeinhin als suspekt: Sie scheinen nur der Zier, wenn nicht gar der Irreführung zu dienen, denn der Schein, so heißt es seit jeher, trügt. Das Wesentliche dagegen – Inhalt, Bedeutung, Wahrheit – wird in der Tiefe vermutet. Der vorliegende Band diskutiert nicht das vermeintlich Defizitäre der Oberfläche, sondern das, was sie in erster Linie ist: ein ästhetisches Phänomen, das von Inhalten nicht ablenkt oder sie schmückt, sondern sie überhaupt erst prägt und ihnen sinnliche Dimension verleiht. Die Beiträge aus Filmwissenschaft, Kunstgeschichte, Literatur- und Theaterwissenschaft sind vereint durch das Forschungsinteresse an den ästhetischen und medialen Umwertungen, welche die Effekte und Erscheinungen von Oberflächen rund um die bürgerliche Episteme der Tiefe erfahren haben. Feudale Kunstwerke, antibürgerliche Avantgardebewegungen, neue Medien sowie postmoderne Theorieansätze haben je spezifische Ästhetiken und Theoreme der Oberfläche geboten, welche die Erscheinungs- und Bedeutungsvielfalt des Begriffs deutlich machen, seine Metaphorik ausloten lassen und Annäherungen an seine Komplexität ermöglichen.

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