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Eva Meyer: Frei und indirekt
Frei und indirekt
(S. 341 – 349)

Eva Meyer

Frei und indirekt

PDF, 9 Seiten

Die Psyche gelangt nicht dort zur Sprache, wo sich ein Ich ausspricht. Das Personalpronomen der ersten Person Singular verweist ja nicht auf eine bestimmte Person und deren Innerlichkeit, sondern auf den Gebrauch eines zunächst leeren Personenindikators. Wie aber kann man dieses leere Ich der Sprache nicht mit sich besetzen? Wie die Sprache für neue Möglichkeiten der Wahrnehmung und Empfindung offen halten? Es gibt hierfür zwar kein Rezept, aber gewisse Techniken, ein Potenzial aufzustauen: Dies führt auf ein Schreiben, das es vermeidet, sich in einem Bewusstsein festzusetzen und Fiktionsbildung einzig auf Erzählen, auf Erfindung von Personen und Handlungen zu gründen. So kann vielleicht ein Ich entstehen, das aus, wie Bergson sagt, »Persönlichkeitselementen« besteht und dessen psychische Vermögen sich weniger in einer Aneignung von Zuständen und Dingen denn in reflexiven Interventionen äußern. Ohne Person zu sein, hat dieses Ich an Persönlichkeit Teil. Sein psychisches Vermögen lässt sich nicht mehr in Sein und Erscheinen auseinander halten, sondern es ist eine Aktivität, die mit dem, was sie tut, zusammenfällt: Schreiben heißt dann, die Worte die größtmögliche Arbeit tun lassen.

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Eva Meyer

hat zahlreiche Bücher und Hörspiele geschrieben sowie Filme gedreht und ist Professorin an der National Academy of Fine Art, Oslo, Norwegen und Advising Researcher an der Jan van Eyck Akademie, Maastricht, Niederlande.

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Psychographien

Broschur, 352 Seiten

PDF, 352 Seiten

Die Psyche ist zum Inbegriff von Eigentümlichkeit und Identität des Menschen geworden, gleichwohl sie tief in neuroanatomischen Strukturen, biochemischen Prozessen und genetischen Dispositionen verankert ist und einem ständigen historischen Wandel unterliegt.

Dieser Band schreibt die Geschichte dieser permanent unruhigen Differenz als Teil einer allgemeinen Mediengeschichte: Handschrift und elektrische Schaltungen, Film und Rechenmaschinen, Literatur und Institutionen haben das Verständnis der Psyche maßgeblich geprägt. So erweist sich, dass sich die Psyche nicht von ihrer Erforschung abtrennen lässt, die dasjenige, was sie beschreibt, mit erzeugt: Es sind die Mächte der Medientechnologie, der Verwaltung und der Phantasmen, die den Anschein erwecken, dass der Mensch ein beseeltes Wesen sei.

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