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Serhat Karakayalı: »Soziophagie«
»Soziophagie«
(S. 97 – 114)

Skizzen zur Figur der Vereinnahmung

Serhat Karakayalı

»Soziophagie«
Skizzen zur Figur der Vereinnahmung

PDF, 18 Seiten

Eine besonders interessante Leerlauf-Konstellation beschreibt Serhat Karakayali in seinem Aufsatz über »Soziophagie«. Da es in der modernen Welt keine »systemlosen« Zustände gibt, bleibt es eine offene Frage, wie die revolutionären, oppositionellen und kulturrevolutionären Bewegungen innerhalb eines Systems »laufen«, oder wie der soziale Verarbeitungsmodus von Abweichung und Widerstand zu verstehen ist. Darüber wird in den Sozialwissenschaften lebhaft gestritten. Dies Frage ließe sich gemäß einer Grundunterscheidung so zuspitzen: Haben Gesellschaften ein Außen, aus dem heraus Systemgegner oder Kritiker operieren können, oder sind alle oppositionellen Kräfte einem sozialen Innen zurechnen, das sich immer schon, um den eigenen Selbstlauf zu sichern, durch Feinde, Gegner, Oppositionen irritieren lässt, die sie dann in solchen Prozessen aufreibt, die als Dialektik, Autopoiesis oder Vereinnahmung beschrieben werden?

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Serhat Karakayalı

arbeitet als Forscher am Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) an der Humboldt-Universität zu Berlin. Gegenwärtig untersucht er Themen wie das ehrenamtliche Engagement für Geflüchtete, kosmopolitische Konzepte der Solidarität und die Zivilgesellschaft als Ort politischer Sozialisation in der Migrationsgesellschaft. Zu seinen jüngsten Publikationen zählen u.a. »Feeling the Scope of Solidarity« in der Zeitschrift Social Inclusion (2017) und »Scales of Responsability. Constructing Relations of Solidarity« in dem Band Refugees Welcome? Difference and Diversity in a Changing Germany (Hg. Jan-Jonathan Bock, Sharon Macdonald, Berghahn, 2019).

Weitere Texte von Serhat Karakayalı bei DIAPHANES
Stefan Rieger (Hg.), Manfred Schneider (Hg.): Selbstläufer / Leerläufer

Das 20. Jahrhundert steht im Zeichen der Regelung und ihrer Versprechen. Ob im Realen der Technik oder im Imaginären der Kultur, sie lässt kaum einen Bereich der Lebenswelt unberührt. Doch neben einfachen Formen geglückter Betriebsamkeit und neben reibungslosen Abläufen gibt es Fälle, die aus der Regelungsnormalität ausscheren – dann etwa, wenn sich Dinge ohne energetischen Aufwand verselbständigen oder ohne Bezug auf eine Referenz leerlaufen. Selbstläufer und Leerläufer sind somit nicht selten spektakuläre Einbrüche in der Ökonomie der Regelung. Gerade Selbstläufer und Leerläufer können den Status der kybernetischen Vernunft veranschaulichen. Das große Versprechen, das seit dem 20. Jahrhundert auf dem Regelungsparadigma wie eine Hypothek lastet, scheint immer weniger einlösbar. Die aktuellen Krisen bei Individuen und Banken, bei Autobauern und ganzen Volkswirtschaften machen deutlich, wie prekär es um die vermeintliche Synonymie von Vernunft und Regelung steht.