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Heike Klippel: Gedächtnis und Kino um 1900
Gedächtnis und Kino um 1900
(S. 21 – 36)

Heike Klippel

Gedächtnis und Kino um 1900

PDF, 16 Seiten

Das Kino um die letzte Jahrhundertwende war ein anderes, als das, was wir heute kennen, und auch das Gedächtnis um 1900 war ein anderes – oder vielmehr, es wurde anders darüber gesprochen, als wir das heute tun. Seine Speicherkapazitäten waren gar kein Thema, sondern vielmehr seine Situierung zwischen Materiellem und Geistigen, seine Fähigkeiten, die einerseits dem Mechanischen vergleichbar waren, aber ebenso eine kreative, imaginative Kraft hatten. Auch das Kino war durch das Zusammentreffen des eigentlich Unvereinbaren charakterisiert: Für Georg Lukács (1911) ist es ganz Oberfläche, Abbild, Physis, seelenlos und dennoch über die Maßen lebendig und phantastisch. Sowohl die Gedächtniskonzepte wie auch die Auseinandersetzung mit dem Kino sind um 1900 von Zweifel und Beunruhigung geprägt, von der Sorge um die verlorene Bedeutung der Subjektivität. Auf dem Hintergrund dieser Überlegungen wird »Le mystère des roches de Kador« diskutiert, ein Film, in dem die Protagonistin von ihrem Gedächtnisverlust geheilt wird – durch das Kino.

  • Wahrnehmung
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Ute Holl (Hg.), Matthias Wittmann (Hg.): Memoryscapes

Von Anfang an war Kino nicht nur Speicher und damit Form des Gedächtnisses, sondern zugleich eine sichtbare Apparatur des Erinnerns und eine differentielle Anordnung, die Erinnerungstheorien generierte. Die konstitutiv und vielfältig auf Fragmentierung beruhende Wahrnehmung im Kino ist auf unser re-membering angewiesen. Als Ort der Herstellung und Darstellung von Erinnerung hat das Kino nicht nur ein Heer von Gedächtnismetaphern, sondern auch ein ganz spezifisches Gedächtniswissen hervorgebracht.
Dieser Band untersucht die Kinematographie als Mnemographie. Gefragt wird nach filmischen Formen und Formungen des Erinnerns, nach Erinnerungseffekten und -defekten, nach Dispositiven und Phantomen, Gesten und Anamorphosen der Erinnerung, nach der spezifischen Gedächtnispolitik des Kinos, den filmischen Oberflächen des Unbewussten, nach körperlosen und verkörperten Erinnerungen, Wieder-Sehen und Wieder-Hören, traumatisierten Memoryscapes.

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