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»Zur Krise des Kapitalismus«: Gespräch mit Joseph Vogl

24.03.2017, 19:30
Stadtbibliothek am Neumarkt (Zentralbibliothek), Josef-Haubrich-Hof 1, 50676 Köln

Die Buchhandlung Klaus Bittner präsentiert: Joseph Vogl im Gespräch mit Rita Casale und Reinhard Pfriem

 

Moderation: Smail Rapic

 

http://www.bittner-buch.de/events

 

Eine Veranstaltung  in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek Köln und der Bergischen Universität Wuppertal

Joseph Vogl

Joseph Vogl

ist Professor für Neuere deutsche Literatur, Literatur- und Kulturwissenschaft/Medien an der Humboldt-Universität zu Berlin und Permanent Visiting Professor an der Princeton University, USA. Mit »Das Gespenst des Kapitals« (2011) hat Joseph Vogl  »einen heimlichen Bestseller geschrieben, der weit über die Feuilletons Aufsehen erregte« (DER SPIEGEL).

Joseph Vogl: Der Souveränitätseffekt

Joseph Vogl

Der Souveränitätseffekt

Gebunden mit Schutzumschlag, 320 Seiten

ePub

Wirtschaftskrisen bieten die Chance zur Realisierung des politisch Unbequemen, formulierte Milton Friedman einmal. Die Finanzkrise hat in ihrer jüngsten Zuspitzung zu einer unverkennbaren Krise des Regierens geführt, zu einer Notstandspolitik in der Grauzone zwischen Wirtschaft und Politik: Die Regierungsgeschäfte haben Expertenkomitees, improvisierte Gremien und ›Troikas‹ übernommen, deren Legitimation der Ausnahmefall ist.

Diese Entwicklung ist allerdings keineswegs neu. Wie Joseph Vogl in seinem neuen Buch zeigt, sind die Dynamiken des kapitalistischen Systems und des Finanzkapitalismus durch eine Ko-Evolution von Staaten und Märkten geprägt, in der sich wechselseitige Abhängigkeiten etablieren und verstärken. Vom frühneuzeitlichen Fiskus und dem Auftritt des privaten Financiers über die Entstehung von Zentralbanken hin zur Herrschaft von Finanzökonomie und »global governance« zeichnen sich Souveränitätsreservate eigener Ordnung ab, die autonom innerhalb der Regierungspraxis wirken und im Interesse privater Reichtumssicherung die Geschicke unserer Gesellschaften bestimmen: als ungenannte Vierte Gewalt im Staat.

Die aktuelle Dominanz von Finanzmärkten wird so als jüngste Spielart einer Ökonomisierung des Regierens begriffen, in der die Verschränkung von Machtausübung und Kapitalakkumulation informelle ›Souveränitätseffekte‹ erzeugt.