Gab es jemals etwas Eigenes? Oder war da nicht immer was ganz anderes – Angeeignetes? Die Erzählungen vom Gleichen: erschöpft zwischen untoter Restauration und zersplitterten Identitätsdiskursen. Jedes Selbstbild gibt Ausblick auf sein Verschwinden. Je länger man sich ansieht, desto fremder schaut es zurück. Schon ein Quadratzentimeter Schleimhaut, der dünnste Biofilm offenbaren den Körper als Transitraum, den Einzelnen als Kolonie: Ich bin ich und alle meine Mikroorganismen – und die meiner Vorfahren und deren Erbmasse aus jahrtausendealten Anpassungsprozessen.
Merry Xenotism! Dieses Heft gilt dem Lob des Diversen, einem fröhlichen Grenzverkehr, der vitalen Virulenz des Fremden: Yves Netzhammer projiziert ein digitales Konglomerat, Lynn Hershman Leeson signiert ihren Antikörper. Parzival’ hat keine Identität, aber eine Mission. Was oder wer ist Zah Zuh und wo das nächste Bit? Angelika Meier erklärt, wer die Autorin wirklich ist, A.K. Kaiza, was Wakanda wäre, würde es existieren. Slavs and Tatars fordern Wiederholung und die Mischung der Zeiten, Zoran Terzić politische Transplantationen. Und braucht es in der Schweiz bald Heimatschutz für Buchen gegen xenophytische Eichen?
Durchlässig, uneigentlich, ansteckend werden, das Nichtverstehen erlernen: Merry Xenotism! Inukeni wageni, tieni jitihada ya mwisho iwapo mnanuia tuwe sawa. – Auf, wir Fremden, noch eine Anstrengung, wenn wir Gleiche sein wollen!