Nutzerkonto

Herbert Weber – no words needed

Ausstellung 26. Mai bis 18. Juni 2023
Vernissage: Donnerstag, 25. Mai 2023, 18–21 Uhr
@ Espace DIAPHANES Zürich

 

Kuratiert von Damian Christinger für Espace DIAPHANES Zürich

 

 

Eine Installation mit dem Titel «no words needed» ist eine Herausforderung. Denn der Titel suggeriert mithin, dass kommentierende Worte für das Verständnis der Installation unnötig, bedeutungslos seien. Damit würde über den Titel die Vorstellung aktiviert, dass die Installation für sich spreche.

 

Diese Vorstellung eines unmittelbaren Zugangs zu etwas, was als Kunst daherkommt, steht in grossem Kontrast dazu, dass Kunst oftmals ohne Erklärung von Expert*innen für das Publikum gar nicht zugänglich, gar nicht verständlich ist. Kurator*innen, Kunstkritiker*innen, Biograph*innen, Journalist*innen, persönliche Freund*innen stellen Texte bereit, welche die Kunstwerke zugänglich machen, sie diskursiv erschliessen. Die Behauptung von «no words needed» für eine installative Arbeit hat deshalb etwas Polemisches gegen den Kunstbetrieb: Dort gehen die eigentlichen Werke oftmals wie verloren angesichts wuchernder Kunstdiskurse, welche gleichermassen das Sprechen über Kunst im Allgemeinen und das Sprechen über einzelne Arbeiten dominieren.

 

«no words needed» nun aber ist ein konzeptueller Titel, ein Titel, der die Sprache und Sprachlichkeit thematisiert. Er regt zum Nachdenken an. Er ist auch so etwas wie ein Etikett, welches der Künstler Herbert Weber der Installation verpasst. So umfasst die Gesamtheit des Werkes den Titel und die Installation: Die konzeptuelle Seite des Werkes, also der Titel, ist gleichermassen Teil des Werkes wie die physische Installation. Das ist insofern etwas paradox, als das Etikett wiederum besagt, dass keine Worte vonnöten seien.

 

Interessant wäre auch, nach einer guten Übersetzung zu suchen oder zu fragen, was der Unterschied zwischen «no words needed» und «untitled» wäre. Eine gute Übersetzung wäre vielleicht: «nicht erforderlich Wörter». Damit hätte man sich entschieden für «Wörter» im Gegensatz zu «Worte» – das Englische macht diese Unterscheidung nicht. Nichtsdestotrotz, d.h. trotz dem Umstand, dass man mit der englischen Version «Worte» und «Wörter», also beides hat, wäre aber zu fragen, ob es denn für eine Ausstellung in Zürich eines englischen Titels bedarf, ob nicht eine Betitelung auf Deutsch ebenso gut ihren Dienst geleistet hätte.

 

Wenn der Titel wie zur Installation hinzugekommen ist und sie beide zusammen die künstlerische Einheit bilden, kann man immer noch fragen, was denn tatsächlich zu sehen ist. Eine Interpretation des Sehbaren, der Gehölze, ist, dass man darin eine Malstaffelei erkennt. Eine Malstaffelei bestehend aus verschiedenen Staffeleien, die teilweise ineinander verschränkt sind, quasi über Kreuz. Die Rahmen sind glatt, das in die Rähmen Eingelassene sind unter anderem Holzreste, Sperrholzreste. Es fehlen die Pinsel. Wenn man nun die Installation als eine ineinander verschachtelte Staffelei beschreibt, bekommt der Titel «no words needed» nochmals etwas sehr Bekenntnishaftes: Malerei und Kunst als etwas, wofür es keine Wörter, keine Worte brauche.

 

Erneuert wäre damit auch der Anspruch des Geistigen in der Kunst: «no words needed», d.h. die Gesamtheit von Titel und gegenständlicher Installation, wäre so etwas wie ein philosophischer Aphorismus. Bleibt allerdings die Frage, in was für einer Welt wir leben, wo das Sinnliche in einer Kunstausstellung bloss noch im dystopischen Zitat appräsentiert vorkommt.

                                                                                                                                                                       Urs Wickli

 

no words needed, 2023

Installation 196 x 124 cm x 95 cm

gerahmte Fotografien an Holzkonstruktion

 

 

www.herweber.ch

Instagram: lechienmalade

 

 

Espace DIAPHANES Zürich
Löwenbräukunst, Ebene A
Limmatstrasse 270

 

Öffnungszeiten

Montag – Freitag 8 – 20h
Samstag / Sonntag 10 – 18h

Herbert Weber

Herbert Weber

Geboren 1975 im Thurgau, aufgewachsen im Toggenburg, Vorkurs in Romanshorn, dannach Studium an der ZHdK im Bereich Fotografie. Lebt heute als freischafender Künstler in St. Gallen. Ausstellungsteilnahmen: Fotomuseum Winterthur, Kunstmuseum St.Gallen, Kunsthalle St.Gallen, Kunsthalle Wil, Kunstmuseum Thurgau, Kunsthaus Baselland, Fotoforum Centre PasquArt, Biel.