In ihrem Essay geht es Elisabeth von Samsonow darum, die Systembedingungen etablierter Diskurse so zu verschieben, dass eine Rekonstruktion des Animismus als bereits vollendete Tatsache möglich wird. Ausgehend von der Psychoanalyse entwickelt sie ein Konzept der Mutter, das sie als eine transpersonale »Mutterheit« fasst. Das, was in dieser »Mutterheit« produziert, ist die »animal-machine«. Sie unterläuft in ihrem Umfassen von Organischem und Technischem die Unterscheidung Leben/Nichtleben und wird als »erste Technik« und »Kunst des Lebens« konstruiert. Als lebendiger Automatismus und universelle Produzentin ist die »animalmachine« der Unterscheidung von Natur und Kultur vorgängig, zugleich aber ist sie nicht einfach verfügbar, sondern vielmehr einer »ödipalen Verriegelung« unterworfen. Wie Gilles Deleuze und Félix Guattari sieht Samsonow die Funktion des Ödipus-Komplexes darin, den Zugang zum Ort der »animal-machine« zu verriegeln, garantiert durch das Inzest-Verbot. Die symbolische Ordnung des ödipalen Narrativs und sein Korrelat, das Inzestverbot, wurden über Lévi-Strauss und Lacan für den Übergang von Natur zu Kultur konstitutiv und funktionieren so im Horizont einer Selbstbegründung der Moderne. Dagegen bringt Samsonow eine Wiederholung der Geste des Anti-Ödipus unter anderen Vorzeichen ins Spiel. Ermöglicht wird das Aufheben der ödipalen Verriegelung für Samsonow nur durch einen Charakter, der vor der Inzestbedrohung nicht erst gerettet werden muss. Im Mädchen – Elektra – sieht sie die verlorene symbolische Position, die es wiederzugewinnen gilt, denn in Bezug auf die Mutter steht das Mädchen nicht für die Überwindung, sondern die Nicht-Einführung des Inzestverbots.