Vielleicht, weil das Glück selbst eine Hure ist? Doch eine solche geht beileibe nicht so sanft und nachsichtig mit ihren Sprösslingen um. Der alte natürliche Beweisgrund (dass das Beutemachen in verbotn’er Liebe ein ungestümes Vorgehen sei und deshalb mehr Geist beisteuere als bequemer und gesetzlich zugelassener Eheverkehr) mag mich leiten, doch wenn ich mich heute umschaue, sehe ich die Mätressen häuslich und sittsam werden; und sie und die Ehefrauen warten abwechselnd, bis man sie auffordert, dann sagen alle beide Ja, als lebten sie auf der Arche des Noah. Der alte sittliche Beweisgrund (dass die Hurenkinder die Verkommenheit ihrer Eltern erben und deshalb schon mit reichlich Vorrat begünstigt sind, wohingegen die anderen vom erbärmlich armseligen der Erbsünde allein zehren müssen) möcht’ bei mir die Oberhand gewinnen, aber da wir alle in Zeiten geworfen sind, wie sie heute nun einmal herrschen, so mag die Welt uns den Teufel ersparen, denn um verdorben zu sein, bedürfen wir seiner nicht; denn ich sehe Menschen, die drauf pfeifen, dass man ihre Lasterhaftigkeit zum Exempel macht oder die es verschmähen, sich von anderen zu ihrer Verdammnis verpflichten zu lassen. Weil die Gesetze sie der Erbfolge und der bürgerlichen Vorrechte beraubt, scheint es nur vernünftig, dass man ihnen dies ebenso vergilt, wie es die Natur tut, die schließlich die Vaterschaft der Gesetze inne hat, die den Weibern die Treue zu je Einem verweigert hat, sie dafür aber listig so geschaffen, dass sie Viele verlocke, weshalb den Hurenkindern eben de jure auch mehr Schlauheit und Geschick zukommt. Aber (ganz abgesehen davon, dass uns die Erfahrung lehrt, dass es auch unter ihnen nicht wenige Narren gibt), wollen wir doch einen ihrer hauptsächlichsten Beistände hinzuziehen, soll es uns denn angelegen sein, ihnen den Titel Narr abzusprechen. Und dieser (der einzige der noch geblieben ist) lautet, dass Weiber gemeinhin würdigere Männer wählen, als es ihre Ehegatten sind; und das nun ist de facto falsch. Entweder hat also die Kirche sie aus allen öffentlichen Ämtern des Dienstes an Gott enthoben, worauf sie nun bess’re Mittel sich suchen müssen, verdorben und auf diesem Wege Glückskinder zu werden, oder Teufel und Fürsten, die zwei Großmächte der Welt, treffen sich in eben dieser ihrer Großmächtigkeit – der eine macht den Bastard, der andere bescheinigt die Abkunft, so wie selbst die Natur große Gegensätze in Körper fasst und dort aufbehält. Oder vielleicht will’s auch der Zufall, und es ist deshalb so bestellt, weil sich so viele von ihnen auf den Gerichtshöfen herumtreiben, der Schmiede, wo gar manches Vermögen gepimpert wird, oder zumindest der Verschlag, wo man es feilbietet.
Übersetzung: Andreas L. Hofbauer