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David Nelting: Die Produktion poetischer Autorität im Spannungsfeld von Singularisierung und Sodalisierung (Pietro Bembo, Pietro Aretino)
Die Produktion poetischer Autorität im Spannungsfeld von Singularisierung und Sodalisierung (Pietro Bembo, Pietro Aretino)
(S. 173 – 192)

David Nelting

Die Produktion poetischer Autorität im Spannungsfeld von Singularisierung und Sodalisierung (Pietro Bembo, Pietro Aretino)

PDF, 20 Seiten

In der frühneuzeitlichen Nachahmungspoetik ist die Autorität einer poetischen Norm Resultat agonaler Zuschreibungsprozesse, wobei Autorität in hohem Maße durch die Konstruktion von ›Autoren‹ verkörpert wird. Im Kontext epistemischer Pluralisierung ist Autorität dabei nicht durch die Vermittlung doktrinaler Wahrheit stabilisiert, sondern erscheint als kontingent und bedarf der aktiven Begründung. Selbstautorisierung wird zu einem entscheidenden Momentum einer solchen Einrichtung von poetischer Autorität in der nachmittelalterlichen Welt; die Selbstautorisierung eines Autors und der durch ihn vertretenen dichterischen Norm beruht dabei vielfach auf Verfahren ›poietischer‹, fiktions- und dichtungsinterner Selbstrepräsentation. Ausgehend von dem Modell Petrarcas greifen hier im Italien des 16. Jahrhundert Pietro Bembo und Pietro Aretino auf zwei morphologisch gegenstrebige und funktional komplementäre Dispositive zurück: Singularisierung und Sodalisierung. Dies bedeutet, dass sich der Autor einerseits als einzigartiges kreatives Individuum in Szene setzt, und dass er andererseits sein textuelles Selbst als konstitutives Mitglied einer kulturellen Gemeinschaft stilisiert.

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  • Aristoteles
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David Nelting

David Nelting

ist seit 2007 Professor für Romanische Philologie, insbesondere italienische Literatur, an der Ruhr-Universität Bochum. Er wurde 1996 an der RWTH Aachen promoviert und hat sich 2005 an der LMU München habilitiert. Seine derzeitigen Forschungsschwerpunkte liegen vor allem in den Bereichen der vormodernen Autorschafts- und Autorisierungsdebatte. Er veröffentlichte Publikationen u.a. zum altfranzösischen Rolandslied, zu Dante, zur Romantik, zum positivistischen Erzählen in Naturalismus und Verismus, zum Neorealismus sowie zuletzt vor allem zu Fragen poetischer Selbstautorisierung bei Autoren wie Petrarca, Bembo, Aretino und G.B. Marino.

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    In: David Nelting (Hg.), Jörn Steigerwald (Hg.), Valeska von Rosen (Hg.), Poiesis

David Nelting (Hg.), Jörn Steigerwald (Hg.), ...: Poiesis

Die Beiträge des vorliegenden Bandes diskutieren den heuristischen Wert des Begriffs der »Poiesis« für die Künste der Vormoderne. Sie gehen von der Beobachtung aus, dass in der Frühen Neuzeit mit dem Systematisch-Werden der Reflexionen über das künstlerische Schaffen die Kunsttheorien mit normativem Charakter dazu tendieren, die faktische Seite des Produzierens zu marginalisieren. Entsprechend fehlt es auch an Forschungen, welche die konkrete Seite des künstlerischen Arbeitens in den Blick nehmen und damit die »theoriegeleitete Praxis« künstlerischen Herstellens thematisieren. An diesem Punkt setzen die Beiträge an, die eben dieser in der künstlerischen Praxis mitgeführten Reflexion des Schaffens gelten. Dieser Band stellt nicht die elaborierten Theorien künstlerischer Kreativität in den Mittelpunkt, sondern die Reflexionen und Modellierungen des Arbeitens, Schöpfens und Produzierens im konkreten Werk selbst.

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