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Gesellschaft des Glücks der Verfehlung: Étant donné – Wir gestalten und testen Fragen

02.06.2018, 16:00
ESPACE DIAPHANES, Dresdener Str. 118, 10999 Berlin

Die Kultur der Fragwürdigkeit und die Fragwürdigkeit der Kultur

 

Wie pflegt man Legenden? – oder: Was man immer schon über bedeutsame Geister wissen wollte, sich aber nie zu fragen traute ... Einige Abklärungen zum Feld der Intellektuellen und Künstler, und darüber hinaus.

 

Die Gesellschaft des Glücks der Verfehlung zu Gast im ESPACE DIAPHANES von 16 bis 19 Uhr: mit Jan-Frederik Bandel (Leipzig), Volker Demuth (Berlin), Anne Dippel (Berlin/Jena), Wolfgang Hagen (Lüneburg/Berlin), Jso Maeder (Zürich), Robert Pfaller (Wien/Linz), Silke Schuck (Frankfurt/M.), Nora Sdun (Hamburg) und Gästen.

 

 

»Gather one hundred brilliant minds (…) together in a room, (…) inviting them to ask each other questions they had been asking themselves.« Jef Cornelis, James Lee Byars: The World Question Center, 1969.

http://ubu.com/film/byars_world-question.html

 

Das Modell der Zivilgesellschaft scheint im Zeichen einer kapitalistisch-medialen Erregungskultur insgesamt blockiert, besonders aber im Blick auf die gedankliche und künstlerische Autonomie in Zusammenhängen institutionaler Leitsysteme. Gemäss der vorherrschenden Logik heutiger Verwertungsstrategien erfüllt sich die Forderung nach einer »Kultur für Alle« vornehmlich in Events, der unausgesetzten Hochkonjunktur von Publikumsveranstaltungen mit intellektuellem und künstlerischem Programm. Kultur im durch Thementrends und Stimmungskonjunkturen gelenkten Angebot.

Symptomatisch korrespondieren diese Sachverhalte mit einer Neugewichtung hergebrachter gesellschaftlicher Verhältnisse im Zuge der global economy: die Umschrift von Politik und ihren Organen nach konkurrenzökonomischen Vorlagen; kulturelle Gleichschaltungen durch eine Globalisierung, die sich nicht erst im Zeichen von big data und den social media industries in einem Regime beliebiger News (mitsamt möglicher Fakes oder algorithmischer Manipulationen) demonstriert; die strategische Formierung rechtsfreier, ob klientelistischer oder populistischer, Machtgebilde durch #-Kampagnen …

Was bedeuten diese Entwicklungen für einen zivilbürgerlichen Austausch, für Prozesse kultureller Verständigung, struktureller Ausschließung oder Teilhabe? Wie lassen sich überhaupt relevante Fragen dazu stellen und breiter vermitteln? Und auf welche Weise könnte ihre Relevanz innerhalb der Wertekoordinaten zwischen richtig und falsch, hinnehmbar und inakzeptabel entstehen?

Die Ausgangslage für intellektuelle Analysen und künstlerische Auseinandersetzungen hat sich sichtlich geändert: Wie kann sich aber dann den künstlerisch/literarisch/philosophisch etc. aufgeworfenen Fragen eine fragwürdige Wirklichkeit noch einschreiben, wenn primär die produktiven Maßstäbe sich innerhalb sog. öffentlicher Debatten auf dem Niveau des Events und der flüchtigen Wahrnehmung bestätigen müssen?
Der Zustand unserer Kultur des Fragens offenbart die Fragwürdigkeit heutiger Kultur.
Um in dieser Lage perspektivische Möglichkeiten in Bezug auf die Frage selbst, die Frage als solche zu erörtern, ist die Gesellschaft des Glücks der Verfehlung zum Abschluss ihres zweitägigen Workshops in Berlin zu Gast im ESPACE DIAPHANES.