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Anthropocene Lecture: Bruno Latour

29.09.2017, 19:00
Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin

Der Schlüsselbegriff ›Anthropozän‹– das Erdzeitalter des Menschen – ist aus dem gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskurs nicht mehr wegzudenken. Inmitten eines dramatischen Wandels der planetarischen Randbedingungen gilt es, Handlungspotenziale auszuloten: Welche Formen der Zusammenarbeit können aus dem neuen Bewusstsein für die menschliche Rolle im Gefüge von Natur und Technologie erwachsen?

Im Rahmen der Anthropocene Lectures sind profilierte Akteur*innen der Anthropozändebatte dazu eingeladen, dieses zentrale Thema des 21. Jahrhunderts zu akzentuieren und weiterzudenken.

 

www.hkw.de/de/programm

Bruno Latour

Bruno Latour

ist Soziologe, Wissenschaftstheoretiker, Anthropologe und Philosoph. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der Wissenschafts- und Techniksoziologie, er ist einer der Begründer der Akteur-Netzwerk-Theorie.

Bruno Latour: Elend der Kritik

Der Wissenschaftsforscher Bruno Latour wendet sich gegen eine um sich greifende antiaufklärerische Haltung der Kritik, der Geisteswissenschaften, die unappetitliche Verwandtschaften hervorbringt. Wie erklärt es sich, dass unter Intellektuellen weithin unhinterfragt Verschwörungstheorien – etwa bezüglich des 11. September – als Wahrheiten ins Feld geführt werden? Bruno Latour macht in einem lange gepflegten, exzessiven Misstrauen in unverrückbare Tatsachen, die allzu leichtfertig als ideologische Vorurteile ausgegeben werden, eine Hauptgefahr für diese beunruhigende (da selbstentmachtende) Bewegung aus. Generiert womöglich die Kritik selbst diese Effekte, hat sie ihre eigenen »kritischen« Werkzeuge nicht mehr im Griff? Ist Kritik ganz und gar zahnlos geworden?

Latour fordert, das eigene Rüstzeug einer kritischen Betrachtung zu unterziehen – und, wenn nötig, komplett auszuwechseln: »Ist es etwa zuviel verlangt, von unser aller intellektuellen Existenz zu fordern, wenigstens einmal im Jahrhundert ein paar neue kritische Werkzeuge bereitzustellen? Ist es nicht äußerst demütigend, mitanzusehen, daß Militärs wendiger, wachsamer, innovativer sind als wir?«