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Ausstellung: Tierschicksale. Franz Marc, Paul Klee und Gustave Flaubert

13.03.2022 - 17.07.2022
Franz Marc Museum, 82431 Kochel am See

In einem der Skizzenbücher Franz Marcs finden sich Skizzen, Aquarelle und Tuschezeichnungen, die sich auf die Novelle Gustave Flauberts Die Legende von Sankt Julian dem Gastfreien (1877) beziehen. Franz Marc wollte die Novelle Flauberts illustrieren. Die Ausstellung im Franz Marc Museum zeigt die Entwürfe, die er machte. Sie stehen in engem Zusammenhang mit einem seiner wichtigsten Gemälde Tierschicksale.

 

 

 

Franz Marc, Getötetes Reh, 1913, aus Skizzenbuch XXVIII, S. 20,
Franz Marc Museum, Kochel am See, Stiftung Etta und Otto Stangl, Foto: www.collecto.art

 

https://franz-marc-museum.de

 

 

Cathrin Klingsöhr-Leroy, Barbara Vinken: Krieg als Opfer?

Zum ersten Mal ist in diesem Buch Flauberts »La légende de saint Julien l’hospitalier« mit den Illustrationen Franz Marcs zusammengebracht. Schon früh lassen sich Spuren der Lektüre in Marcs Werk ausmachen. Die 1908 entstandene Lithografie des Rehs, das im Pfeilhagel stirbt, ist durch die berühmte Jagdszene der Novelle inspiriert. Seit 1913 befasste Marc sich wieder mit Flauberts Text in der Absicht, ihn zu illustrieren. In einem Skizzenbuch fertigte er Zeichnungen und Aquarelle, die er mit dem Entwurf für das Gemälde »Tierschicksale« abschloss.

 

Für Franz Marc war die Lektüre von Flauberts Legende zentral. Sie grundierte seinen Blick auf die Welt. Marc überlagert die Figur des Flaubert’schen Jägers durch die des Kriegers und stellt Jagd, Apokalypse und Krieg in einen direkten Zusammenhang. Die Legende mit ihrer kosmischen Abschlachterei, über der ein blutroter Himmel aufgeht, wurde für Marc schon vor dem Ersten Weltkrieg zur Folie, auf der er den Krieg als ein Blutopfer zur Reinigung Europas und der Menschheit interpretierte.