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Philippe Pignarre: Psychotrope Kräfte

Philippe Pignarre

Psychotrope Kräfte
Patienten, Macht, Psychopharmaka

Übersetzt von Roman Janda

Broschur, 192 Seiten

Psychopharmaka und Geselllschaft. Eine Technologie zwischen Sucht und Zwang

Seit der Erfindung psychiatrischer Psychopharmaka im Jahr 1952 werden ständig neue Mittel entwickelt, wuchern Forschungsrichtungen und Wirkungsmodelle. Ihr Konsum nimmt immer weiter zu. Psychopharmaka zählen zugleich zu den umstrittensten Medikamenten unserer Zeit. Ihre Verabreichung ist ebenso eine gesellschaftliche Praxis wie ein Politikum – von ihrer Anwendung in der Psychiatrie über die Gabe von Ritalin an hyperaktive Kinder bis hin zur Ruhigstellung von Abschiebehäftlingen durch die Polizei. Philippe Pignarre, der selbst Klinische Psychologie lehrt und in der Pharmaindustrie gearbeitet hat, liefert eine akzentuiert gesellschaftliche und politische Reflexion von Psychopharmaka. Er geht von einer scheinbar harmlosen Frage aus: Was sind Psychopharmaka überhaupt? Wie werden sie konstruiert? Und weiter: Welches ist ihre Funktion in der ärztlichen Praxis, was hat ihre Erfindung im Feld der Wissenschaft und der Psychiatrie bedeutet, welches ist ihre Wirkung in der Gesellschaft? Laut Pignarre steht die Wissenschaft selbst unter dem »Einfluß« von »psychotropen Stoffen«, das sind zum einen Psychopharmaka, aber auch alle anderen Stoffe, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen, und zwar gerade indem sie über deren Wirksamkeit verfügt. Die Grenze zwischen erlaubter und verbotener Substanz ist willkürlich gezogen – man denke nur an die Debatte über die kontrollierte Abgabe von Marihuana. Eben die »erlaubten« – und das heißt, als Psychopharmaka qualifizierten – Substanzen aber sind es, auf deren Basis in der Forschung neue Wissensfelder eröffnet, Einsichten über Krankheitsbilder erzielt werden, neue Begriffe und Kategorien des Psychischen sich konstituieren und in letzter Konsequenz neue Ansichten des Subjekts entstehen. Das Buch richtet sich an Betroffene und professionell Beteiligte, an Anhänger und Gegner dieser modernen Technologie gleichermaßen und fordert sie dazu auf, sich den neuen Handlungsoptionen, die es anbietet, zu stellen. Der interessierte Laie erhält entlang von Berichten von Ärzten, Forschern, Pflegern, Pharmakologen und Patienten anschauliche Einblicke in die sozialen und politischen Probleme, Konflikte und Paradoxien eines sonst allzu segmentarisierten Gesellschaftsbereichs.

  • Life Sciences
  • Medizin
  • Gesundheit
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  • Psychopharmaka
  • Krankheit

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Philippe Pignarre

ist Historiker, Lehrbeauftragter für Psychopharmaka an der Université de Paris VIII und hat viele Jahre in der Pharmaindustrie gearbeitet. Er ist außerdem Direktor von »L’Institut Synthélabo pour le progrès de la connaissance« und Herausgeber der Buchreihe »Les empêcheurs de penser en rond«, die Positionen von Medizinern, Forschern und Philosophen zusammenführt. Pignarre ist Autor zahlreicher Bücher und Artikel zur Geschichte der Medizin, zu Medikamenten und Psychopharmaka.

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